Es muss um 1990 herum gewesen sein. Ich wollte meinen alten Schulfreund in London besuchen. Ein Fahrer sollte mich nach der Landung in Heathrow abholen und mich zu ihm bringen. Tatsächlich stand dann bei der Ankunft ein indischer Fahrer mit Turban und einem Schild mit meinem Namen in der Hand. Er nahm wortlos mein Gepäck und deutet mir an, ihm zu folgen. Wir durchquerten die Halle, bogen in einen endlosen verwinkelten Gang (es wurde offensichtlich gerade gebaut) und gelangten nach einem längeren Marsch an eine unscheinbare Eisentür. Es war ein Nebeneingang eines Parkhauses. Wir gingen rein und er machte mir ein Zeichen, dass ich hier auf ihn warten solle. Mit meinem Gepäck hastete er weiter und verschwandt hinter den Säulen.
Ich stand und wartete. Es war halbdunkel. Ich war allein. Der Fahrer war weg. Mit meinem Gepäck. Ich kam langsam ins Grübeln. Die Zeit verstrich. Plötzlich hörte ich wie hinter mir die Eisentür aufging. Ein sehr grosser breitschultriger Mann mit halblangen Haaren und Bart trat ein. Er zögerte, blickte um sich und ging wieder durch die Tür raus. Kurz danach kam er wieder. Er hatte eine Tasche in der Hand und eine Frau folgte ihm. Sie hatte eine grosse dunkle Sonnenbrille auf. Er geleitet sie bis an die Stelle wo ich stand, setzte die Tasche ab, musterte mich kurz von der Seite und verschwand wieder durch die Eisentür. Mein Fahrer war immer noch nicht zurück. Ich riskierte einen Seitenblick auf die Frau – und traute meinen Augen nicht. Unverkennbar. Eine ältere Dame. Elegante Erscheinung. Es war Audrey Hepburn!
Wir standen da alleine Seite an Seite im halbdunklen Raum noch eine Weile zusammen bis mein Wagen kam. Sie war wirklich eine sehr beeindruckende Erscheinung. Einige Jahre später sah ich Bilder in der Tagesschau von ihrer Trauerfeier. Ich erkannte den großen Mann aus dem Parkhaus wieder. Er war einer der Sargträger. Er war ihr Privatsekretär wie es hiess. Ich habe viele Persönlichkeiten getroffen. Aber merkwürdigerweise war die Begegnung mit Mrs. Hepburn für mich die bemerkenswerteste. Auch wenn sie nur sehr kurz war.
Mehr über Audrey Hepburn hier.
Sehr schoene Geschichte
Danke. Doppelte Assoziation heute morgen. Durch London Leben und wie schon im Post erwähnt und verlinkt durch boschs Buchcover.
Eine wirklich schöne Geschichte. Was für ein Zufall, ausgerechnet AH in der Tiefgarage zu treffen. Ich treffe dort immer nur auf Psychopathen und leere Frauenparkplätze. Vermutlich halte ich mich einfach in den verkehrten Tiefgaragen auf.
Was ist aus dem Gepäck geworden? ;)
Kam dann im Kofferraum mit dem Fahrer ;-)
Der Fahrer war mit dem Gepäck im Kofferraum? Und wer fuhr das Auto? ;-)
Sehr schöne Anekdote. Nimmt die Angst vor Parkhäusern…
wunderbare Geschichte. gab es einen kleinen small-talk?
@Ulla, leider nein :-)
Das nenn ich mal eine Situation. Fahrer „weg“, Gepäck „weg“, dafür Audrey Hepburn neben dir :-), cool.