Robert fragt, wann die Blogbegeisterung endet. Mich würde in dem Zusammenhang eher interessieren, ob sich das eigene Verhalten durch das Bloggen über die Jahre verändert hat. Ich frage gerade Intensiv-Blogger. Erfahrene Blogger, die auch schon länger bloggen. Seid ihr kommunkativer geworden beispielsweise? Oder offenener? Oder genau das Gegenteil? Oder auch genau andersherum: Liegt euch das Bloggen, weil ihr sowieso vorher auch schon schamlose Seelen-Exibitionisten wart?
Frage: Hat sich euer Sozialverhalten direkt durch das Bloggen nachhaltig verändert?
Update: Egozentrische Offenlegung. Durch Felix. Ja.
Update/2: Blogs sind wohl die beste Methode jemanden kennen zu lernen, ohne mit ihm zu reden. Don Dahlmann. Danke für die wunderschöne Erklärung.
Ich glaube nicht. Ich halte es meistens für schwierig das eigene Sozialverhalten zu beurteilen, da die Perspektive doch stark … öhm … subjektiv ist. Seit ich angefangen habe zu bloggen, hab ich mich sicher verändert, doch ich wüsste nicht, welche Veränderung auf’s Bloggen zurückzuführen wäre. Da hat sich vielleicht durch das Lesen von anderen Bloggern mehr verändert.
Nein.
Ich schließe mich voll und ganz meinem Vorredner an.
Ich glaube, ich bin eher weniger offen geworden bzw. überlege mir genauer, bei welchen Themen ich offen bin und welche ich nicht anspreche.
Das hat aber weniger mit dem Bloggen an sich als viel mehr mit dem Gefühl zu tun, dass alles und jedes von Suchmaschinen mitgeschnitten und ausgewertet wird.
Ich bin sensibler geworden, wenn mir Leute von sich, Ihrem Produkt oder von sich als Produkt sprechen. Bei vielen Bloggern und vor allem Leute die Blogger ansprechen dreht es sich nämlich genau nur darum. Kostenlose PR und Egopolitur.
Ich glaube die Frage ist nicht beantwortbar, weil man ja nicht weiß, wie man sich ohne das Bog weiterentwickelt hat. Fakt ist aber: ich habe über das Bloggen Leute kennengelernt und erreicht, die ich sonst nie getroffen hätte.
Insbesondere bin ich erstaunt, wieviel deutlich Jüngere Leute ich kennen gelernt habe, Studenten, Abiturienten, Zivildienstleistende. Das ist unglaublich viel Wert, weil ich außerhalb der Sippe sonst keinen Kontakt zu so jungen Menschen habe. Das besondere am Kontakt übers Bloggen: es niveliert den alters Unterschied, weil man in der Regel nicht auf Anhieb weiß, wie alt der Blogger ist und sich – weil man ja Blogger ist – direkt auf Augenhöge unterhält. Das ist großartig.
Auch halte ich übers Bloggen Kontakt zu vielen sehr alten Freunden, die ich sonst ein, höchstens zweimal im Jahr sehe. Das ist schon großartig.
Ich persönlich glaube ja, dass Bloggen viel weniger ein Tagebuch Ding ist, als viel mehr ein Zettelkasten Ding. Bessere Blogsystem können in Zukunft Schüler, Studenten, aber auch im Berufstehende als persönlicher Wissensspeicher begleiten: eben das Semantic Weblog. Im goldenen Netzeitalter, werden Blogs eine zentrale Rolle spielen.
@ben_, mir geht es ebenfalls ähnlich. Die Sache mit dem „Zettelkasten“ kann ich ebenfalls bestätigen.
Das Bloggen ist für mich Teil meines allegemeinen Beziehnungsgeflechts geworden, gewissermassen eine Ausprägung in meinem Social Network. So gesehen, hat es meinen Horizont erweitert und mich auch mit Leuten in Verbindung gebracht, die ich sonst nicht kennengelernt hätte. Ich finde es sehr bereichernd.
ben_ bringt weitgehend das auf den punkt, was mir nach fast 7 jahren bloggerei (und andere online-aktivitäten ohne den social networking schmodder) aufgefallen ist.
insbesondere das kennenlernen anderer menschen ist durchs bloggen ein mir liebgewonnener aspekt; wobei hervorzuhebn ist, das es menschen sind, die sehr viele meiner eigenen interessen teilen.
blogger sind auch meist offener, ehrlicher, wenn es im web um die darstellung der eigenen person geht. in sn (oder chats, foren, kuppelbörsen etc.) wird imho viel mehr gelogen, das eigene ich geschönt bzw. vstark erfälscht.
Bloggen ist zwar schön, aber ich finde es wird an sich doch etwas überbewertet. Meine sozialen Kontakte finden doch in erster Hinsicht außerhalb des Netzes statt und dort doch richtig intensiv. außerdem gibt es neben dem Bloggen, die Foren und Email. zudem würde früher intensiv das Usenet benutzt und davor auch die Boards in den Mailboxen. Bloggen ist nur eine weiterer Form im Netz, die von einigen Bloggern einfach zu wichtig genommen wird.
Ich kann nur zustimmen. Das Bloggen hat mich „in der realen Welt“ kaum verändert – nur werte ich im Hinterkopf automatisch jedes Ereignis aus, ob es für meinen Blog verwertbar ist. ;-)
Neue soziale Kontakte sind ein unbestreitbarer Vorteil des Bloggens – auf Augenhöre, wie Ben richtig sagt. Ohne Vorurteile oder Klischees wird miteinander diskutiert. Ich erreiche automatisch mit meinen Beiträgen die Menschen, die es auch interessiert – Menschen mit gleichen Interessen zu finden ist im „realen Leben“ mitunter alles andere als einfach.
Das würde ich prinzipiell nicht sagen; allerdings beobachte ich mehr, und wenn ich unterwegs bin, kommen mir oft Ideen und Anregungen für zukünftige Beiträge in den Sinn. Meine Umgebung inspiriert mich mehr. Manches fotografiere ich auch speziell für meinen Blog, der zu einem großen Teil aus Bildeindrücken besteht.
Mit meinem themen- bzw. fachbezogenem Blog habe ich ein ziemlich cooles Informationsmanagementwerkzeug in die Hände bekommen. Ich teile viel mehr mein Wissen mit anderen, nicht nur in meinem Blog sondern auch durchs Kommentieren in anderen Blogs. Und letztendich »verbalisiere« oder formalisiere ich viel mehr implizites Wissen.
Das Blog zusammen mit meinem Wiki haben Klebis, Schmierzettel und Textdateien auf dem Fileserver überflüssig gemacht.
manueller trackback.
eigensinniger, aufmerksamer, anders politisch, häuslicher, verrückte wach/schlaf rhythmen, interessierter, noch überraschter von meinen Mitmenschen, informationsgeflutet
Nein,
– bin unverändert,
– bereichert durch einen erweiterten, neuen Bekannten-Kreis,
– möchte es nicht mehr missen,
– schreibe,
– lese,
– nehme teil,
– schön – ein Blogger zu sein ! 8)
Nein.
Hallo Ihr, interessante Beiträge. Ich hab mich durchs Bloggen nicht komplett verändert, sondern lebe eine Seite in mir jetzt viel mehr aus. Ich bin schon immer kommunikativ gewesen, kann das jetzt so richtig rauslassen.
Die menschen, die ich durchs bloggen kennengelernt und liebgewonnen habe, hätte ich sonst natürlich nicht kennengelernt.
Mit macht es Spass, mit anderen über die Dinge des Lebens zu „diskutieren“, mit meinen Erfahrungen anderen zu helfen, Gedankenanstösse zu geben usw.
Mein Blog ist DAS Tool, um genau das zu tun. Also wie gesagt, das war schon in mir, ich kann es jetzt endlich leben.
Und die schönen Feedbacks bringen mich immer in eine noch bessere Laune. Es macht einfach riesig SPASS.
Es lebe das Bloggen:-)
Andrea
Ich bin auch im echten Leben mitteilungsbedürftig. Vielleicht bin ich noch ein wenig kritischer geworden. Und hin und wieder erwische ich mich dabei, wie ich in meinem Freundeskreis voraussetze, dass Dinge, die ich schon gebloggt habe, allgemein bekannt sind. Werde dann aber schnell auf den Boden der Tatsachen geholt.
Till, wo du das gerade sagst… Ich habe auch genau es andersherum erlebt wieder neulich: Im erweiterten Bekanntkreis fange ich an etwas zu erzählen, der stoppt mich und sagt er hätte es schon im Blog gelesen morgens. Dabei wusste ich nicht einmal, dass dieser Mensch regelmässig mein Blog liest. Geschweige denn, dass er einen Internetzugang hätte oder weiss, was ein Blog ist, und dass ich blogge…
Mein Blog ist mein Zettelkasten/Notizblog und zu einem Teil auch Bühne. Natürlich beeinflußt Bühnenerfahrung auch das Verhalten. So wie die Summe unseres täglichen Tuns und Erleben unser Verhalten beeinflußt. Bühnenerfahrung habe ich als Musiker jedoch schon lange vor meiner Bloggerei gesammelt. Insofern ist für mich die Blogbühne eher eine gewohnte Erfahrung. Als Archiv und Zettelkasten hat sie für mich eine weit wichtigere Funktion. Diese Funktion hatte allerdings auch schon meine alte statische Website. Mein Wechsel zum Blog war für mich schlicht eine Komfortfrage
Boogie, das Bild mit der „Bühne“ ist schön und gut.
manueller Trackback
Ja, auf jeden Fall. Es hat sich viel verändert. Wo früher Zeit füt privates war, ict heute Zeit für den Rechner. Eine Kunstwelt, von der es schwer ist sich zu lösen um sich den realen Dingen zuzuwenden.