Twitter-Interview (3): Isabo_

isabo_

isabo_, twittert seit Oktober 2007. Web: is a blog, Following 77, Followers 171, Updates 3,788

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

isabo_: Meine Arbeit besteht im Wesentlichen darin, alleine am Schreibtisch zu sitzen. Bei Twitter habe ich das Gefühl, Kollegen zu haben, etwas Privates nebenher, einen Kontakt zur Außenwelt. Im Unterschied zu Bürokollegen kann ich mir aber aussuchen, wem ich zuhöre und wem nicht. Es twittern viele kluge und witzige Leute, deren Geplauder ich gern lese. Und wenn es nur ein „hallo ich bin noch da“ ist.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

isabo_: Über das, was ich gerade tue oder was ich gerade denke. Privates. Ich halte Schwätzchen, was manche Twitterer nervt (zu Recht, vielleicht). Manchmal versuche ich, witzig zu sein. Manchmal rege ich mich über etwas auf oder freue mich und will es einfach kurz loswerden. Oft reagiere ich auf andere Twitterer.

Zeiten: Immer, wenn ich am Schreibtisch sitze. Also meistens irgendwann vormittags bis irgendwann nachts.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

isabo_: „Mein Leben bereichert“ klingt mir eine Nummer zu groß, dazu ist Twitter zu oberflächlich. Okay, es hat mein Leben um eine Sucht bereichert, denn natürlich frisst das unglaublich viel Zeit. Spaß macht es; und ich lerne dort Leute kennen, wenn auch zunächst oberflächlich und unverbindlich, die mir sonst entgangen wären. In wieweit die irgendwann mein Leben bereichern werden, wird sich weisen.

Bisher waren es die Blogs, die tatsächlich mein Leben bereichert haben, und zwar sehr. Erst durchs Lesen, dann durchs Selberschreiben, dann durch die Menschen, die ich darüber kennen gelernt habe. Großartige Sache.

Ach ja: Plappern war schon immer eine meiner Kommunikationsgewohnheiten.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

isabo_: Mein berufliches Networking spielt sich anderswo ab, meine Kollegen sind zum größten Teil erstaunlich wenig computer- und internetaffin. Obwohl sie den ganzen Tag dransitzen.

Zur privaten Kontaktpflege benutze ich es, klar, denn es ist ein Kontaktinstrument. Eins von vielen. Über das nur ein bestimmter Kreis meiner Freunde und Bekannten erreichbar ist.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

isabo_: Jajajaja.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

isabo_: Jein. Manchmal lasse ich Frust ab. Und ich weiß es nicht mehr genau (schlechtestes Gedächtnis der nördlichen Hemisphäre), aber ich würde fast wetten, dass ich dort schon Fragen gestellt habe, die irgendwas mit meinen Übersetzungen zu tun hatten.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

isabo_: Meine Tweets sind nicht abgeschlossen, das heißt, mir kann followen wer will. Ich gucke mir die Leute kurz an, manchen folge ich dann auch. Nach keinem bestimmten Schema. Umgekehrt hatte ich mir mal vorgenommen, nie mehr als 50 Leuten zu folgen, aber das klappt nicht. Es werden immer mehr, und gelegentlich fliegen dann wieder welche raus. Und kommen irgendwann wieder rein. Vielleicht.

Wenn feststelle, dass jemand mir nicht mehr folgt, an dem mir etwas liegt, bin ich ein bisschen enttäuscht. Dabei entfollowe ich ebenfalls Leute, ohne dass ich irgendwas gegen sie hätte.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

isabo_: Ich weiß nicht mal, was ein Twitter-Client ist. Und mobil ins Internet kann ich auch noch nicht. Ich weiß, dass das auch per SMS geht, aber so schlimm ist die Sucht noch nicht. Muss auch nicht sein.

Ach so, ist das sowas wie Twitteriffic? Das benutze ich auf dem Laptop; der große Rechner kann das nicht, weil da noch 10.3.9 drauf ist. Egal, also jein. Ich mag das Zwitschern bei Twitteriffic, und dass man nicht dauernd auf Reload drücken muss.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

isabo_: Na klar. Ich lese jetzt Blogs, die ich vorher nicht gelesen habe, weil die Leute mir über Twitter ans Herz gewachsen sind.

Für mich selbst: manchmal überlege ich, ob ich einen Witz bei Twitter vergeude oder ihn fürs Blog aufbewahre. Blog kommt mir eher bewahrend vor, während Twitter flüchtiger ist. Und ich merke leider, dass ich mein Blog manchmal vernachlässige, und dass ich weniger Blogs lese, weil ich zu viel Zeit bei Twitter verplempere. Das ist schade, denn eigentlich sind mir die Blogs viel wichtiger.

CemB: Was kommt nach Twitter?

isabo_: Die Kohlenstoffwelt. Irgendwann. Für ausschließlich Virtuelles sind mir die Leute, die mir im Internet wichtig werden, zu schade.

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das dritte von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

3 Kommentare zu „Twitter-Interview (3): Isabo_

  1. @isabo_ spricht mir aus dem Herzen: Ich danke Twitter dafür, dass es Twitter gibt – alleine am Schreibtisch fehlen mir sonst einfach die Kollegen mit den blöden Sprüchen, die Ablenkung vom Thema, an dem ich grad arbeite, und so weiter und so fort. Ich kann auch viel besser denken und schreiben, seit nebenbei die Tweets einlaufen von Leuten, die blödes Zeugs sabbeln, sich verabreden, Sprüche reißen und mir verraten, ob sie gerade einen Kaffee trinken. Das ist fast so, als ob ein Büro-Kollege mir auch einen Becher auf den Schreibtisch stellt.

    Bin auch schon tierisch gespannt auf das erste Twitter-Treffen in HH.

    Danke dir, Cem, für diese Interview-Reihe. Ich werde bestimmt noch öfter darin stöbern und freue mich schon auf die Fortsetzung.

    Birte

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