Lounge & Bar 20up in Hamburg

Eine der schönsten Aussichten nachts auf das Lichtermeer der Stadt und den Hamburger Hafen. Ein weiter Blick bis über Bergedorf und die Boberger Dünen im Osten, bis hinten zu den Harburger Bergen im Süden und im Norden weit über Altona hinweg. Tief unten die Elbe, die Docks, die Hafenbecken, Kreuzfahrtschiffe und Barkassen, die Dächer und Strassenschluchten des Amüsierviertels in St.Pauli. Sogar einen Blick auf die roten Lichter der Herbertstrasse kann man von oben riskieren. Ein nächtliches Panorama in Vogelperspektive aus dem 20’sten Stock des Empire Riverside Hotels. Beeindruckend die Lage des Lounge & Bar 20up. Am besten zu geniessen von einem Platz ganz vorne an der Stirnseite des langen schlauchförmigen Raums parallel zum überlangen Bartresen. Einmalig. Damit enden auch schon leider die Superlativen. Sehr schade.

Es fängt an mit dem Empfang. Zwei herrische „Türsteher“ fragen barsch nach einer Reservierung. Dann fordern sie einen auf, die Garderobe abzugeben (Sie „bitten“ nicht). Anschliessend wird man durch die gut gefüllte Lounge zum Platz geleitet. Die Stehtische mit Hocker etwas lieblos. Der Service ist nicht allzu freundlich. Die Cocktails empfand ich als etwas dünn und wässerig. Die Musik ist nicht schlecht. Die Gäste durchwachsen und viel aus dem hamburger Umland. Das 20up verspricht nach Lage und Auftritt exklusiv und hochwertig zu sein, erfüllt dieses Versprechen aber mit Ausnahme der grandiosen Aussicht nicht.

20up und das neue Viertel auf dem ehemaligen Gelände der St.Pauli Bavaria Brauerei stehen für das neue St.Pauli. Nach dem Tod vom ungekrönten Kiezkönig Willi Bartels in 2007 ist das Grosskapital der Immobilienfonds und der Grossinvestoren eingezogen. Das Viertel ändert sich rapide. Der Hafenrand ist begehrt. Die dritte Nachkriegsgeneration bestimmt nun das Spiel: Vom Rotlicht des Paten Bartels (Eroscenter, Herbertstrasse, zahlreiche Stripclubs) nach dem Krieg, über die kreative alternative Szene in der Renaissance von St.Pauli der 80er und 90er Jahre (Schmidts Tivoli, Szenelokale) wandelt es sich immer mehr in Richtung Bauspekulation und schicke internationale Langeweile. Das St.Pauli, für das es mal bekannt war, existiert kaum noch.

Aus dem 20up kann man aber noch einen letzten wehmütigen Blick darauf werfen.

Mein Beitrag zu Lounge & Bar 20up – Ich bin CemB – auf Qype

3 Kommentare zu „Lounge & Bar 20up in Hamburg

  1. Es ist eine so unglaubliche Kulturschockgrenze, an diesen neuen Glas-Stahl-Yuppi-Dingern vorbei zu gehen und sich dann plötzlich in der Davidstraße wiederzufinden. Ich mein, es gibt eigentlich keine verlottertere und abgefuktere Ecke in Hamburg als die Davidstraße. Unglaublich.

    Ins 20up haben die mich natürlich gar nicht erst reingelassen. Meine Garderobe sei etwas „zu sportlich“.

  2. Diese ganzen gelackten Legoklötze da am Hafenrand/Davidstrasse sind schon herbe in der Ecke. Wie Aliens. Aber glaube mir, es sind keine Yuppies, die da reingehen – nur Möchtegern-Yuppies aus der Peter-Stuyvesant-Werbung… Aber das Panorama ist ein Traum!

  3. Für mich verliert der Kiez von Jahr zu Jahr mehr von seiner Attraktivität. Und das seit ca. 15 Jahren. Ich kann die Tage, an denen es mich zum ehemaligen Herzen Hamburgs zieht, inzwischen an einer Hand abzählen. Aber war früher wirklich alles besser? Nein, es war nur anders.

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