„Mädchen aus Tarent“ (1871), Marmorstatue des deutsch-französischen Bildhauers Alexandre Schoenewerk, Musée d’Orsay, Paris (Photo Copyright: Cem Basman). Inspiriert nach einem Gedicht (mit einer Hommage an de Sade) von André Chénier (* 29. Oktober 1762 in Galata bei Konstantinopel; † 25. Juli 1794 in Paris durch die Guillotine). Die Inschrift der Statue zitiert einige Zeilen aus diesem Gedicht:
Un vaisseau la portait au bord de Camarine
Là l’hymen, les chansons, les flûtes lentement
devaient la reconduire au seuil de son amant
Die Figur stellt die gebrochene junge Frau dar, die ihren Geliebten für immer verloren hat. Die Werke des Dichters Chénier wurden erst lange nach seinem Tod entdeckt und veröffentlicht. In der Zeit der französischen Romantik, Anfang des 19. Jahrhunderts. Wikipedia beschreibt das Lebensgefühl in der Kunst dieser Zeit recht treffend:
Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht, Mysterium und Geheimnis. Dem in die Zukunft gerichteten Rationalismus und Optimismus der Aufklärung wird ein Rückgriff auf das Individuelle und Numinose gegenüber gestellt. Diese Charakteristika sind bezeichnend für die romantische Kunst und für die entsprechende Lebenseinstellung.
Obwohl ich in einer rationalen Zeit lebe und in einem vordergründig sehr rationalen Beruf arbeite, fühle ich mich dem Lebensgefühl der Romantik innerlich doch sehr verbunden. La Jeune Tarentine hat mich beim ersten Anblick sofort gefangen genommen, ohne dass ich ihren Hintergrund ahnte oder gar kannte. Ich habe es gespürt.
Kann dem nur vollkommen zustimmen, schöne Entdeckung.