Crowdfinancing

Übrigens, Crowdfinancing ist das neue Crowdsourcing. Habe ich soeben erfunden. Wenn von tausend Chinesen mir für meine neue Geschäftsidee jeder 1000 Euro als Kapitalanteil gibt, ernähre ich mit dem neuen Geschäft alle restlichen Chinesen. Jeder ein Investor. Crowdfinancing. Warum sollte es nicht funktionieren? Denkt positiv.

Bei einer Paneldiskussion auf der DLD07 in München sagte der Venture Capitalist Carlos Bhola, die entscheidende Frage, die er bei jedem Startup stellen würde, sei „Who’s business are you going to kill?“. Sehr schöne Frage. Gefällt mir. Beim Crowdfinancing wäre die Antwort: „The venture capitalist’s business!“.

Jimmy Wales: Warum Crowdsourcing Gift ist

Wikipediagründer Jimmy Wales hat sich beim elektrischen Reporter zu Crowdsourcing und Web 2.0 geäussert. Ich finde seine Gedanken im Kontext von UGC , UGCV und AAL („Andere Arbeiten Lassen“) recht bemerkenswert.

Hier ein Ausschnitt aus dem frischen Interview als Transskript von Siggi Becker:

Eines der Themen gegen die ich in letzter Zeit auf die Barrikaden gehe ist dieser Begriff der im letzten Jahr etwas populärer geworden ist: Crowdsourcing der wie ich meine sehr, sehr schlecht ist. Ich mag ihn wirklich nicht. Ich denke das jeder der in diesen Raum gehen will und denkt sein Geschäftsmodell wäre Crowdsourcing, das wesentliche missversteht.

Es ist eigentlich eine Missachtung ihrer Communities. Sie denken eigentlich ihre Communities wären billige Arbeitskräfte. Aber Freiwillige sind keine Angestellten! Das ist eine vollkommen andere Motivation und man muss sie eigentlich wie seine Kunden sehen.

Ich habe schon in den Anfangstagen von WikiPedia über Kundenservice geredet, was heissen soll, die Leute kommen und wollen etwas für WikiPedia schreiben. Das ist ein Kunde für uns. Als Community und Organisation müssen wir so jemanden sehr gut behandeln.

Ich habe mir sagen lassen das das eine sehr amerikanische Sicht auf die Welt sei. Jemanden wie einen Kunden behandeln heisst freundlich zu ihm sein. Ich weiss nicht ob das so amerikanisch ist, aber ich denke das die Idea des Crowdsourcing wirklich Gift ist.

Nehmen wir nur mal an wir wollen eine Bowlinghalle eröffnen und Du stellst Dir vor das ginge indem man billig von den Leuten durch Crowdsourcing “Bowling” produzieren lässt. Das macht keinen Sinn, nicht? Das ist der vollkommen falsche Ansatz um eine erfolgreiche Bowlinghalle zu bekommen.

Du musst über die Leute die bei Dir bowlen wollen als Deine Kunden denken und darüber nachdenken was Du ihnen bereitstellen musst damit sie Spass haben, wie Bier und Hotdogs. Man sagt nicht: Wir werden kein Bier haben weil immer wenn Bier im Spiel ist, geht die Qualität des Bowlens runter.

So macht man keine Geschäfte. Man stellt einen Ort zur Verfügung damit die Leute das tun was ihnen Freude macht. Das Crowdsourcingmodell sagt aber: Geb ihnen das nicht. Sie mögen es vielleicht aber es mindert den Wert. Nein. Was eine Menge Leute da nicht verstehen sind die wirklichen Ideen von Gemeinschaft. Leute kommen zu Deiner Website um so was zu erleben. Vielleicht arbeiten sie auch für Dich. Sie sind glücklich wenn ein Nebenprodukt ist, das es anderen hilft.

Im allgemeinen gehen sie online um solche Situationen zu erleben, um Freundschaft zu schliessen und manchmal – obwohl sie das vielleicht nicht so ausdrücken würden – um Feinde zu finden. Ich meine damit jemanden zu finden dem man widersprechen kann und hoffentlich einen unterhaltsamen und respektvollen Streit haben kann.

Viele Web 2.0 Websites lassen all diese Dinge, die die Leute interessieren vermissen. Ich verstehe das ganz gut.

Zum Beispiel bin ich ein großer Fan von Flickr. Die Leute da wollen Dich nicht verletzen. Sie machen einen guten Job nicht indem sie darüber nachdenken wie sie die Seiten besser für Anzeigen machen, sondern wie sie die Seiten besser machen damit die Leute Photos hochladen und teilen. Sie denken also über sie wie ihre Kunden nach. Ich denke also man braucht da langfristiges, kein kurzfristiges Denken.

Das ist eine kleine Lehrstunde in Sachen Communitydesign.

Werden Sie Wortpate!

isabo ist Wortpatin für „Anderthalb“. Sopran für „Überzwerch“. Die Bertelsmann AG für „Verantwortung“ und Nina Ruge für „Alles wird gut“. Werden Sie Wortpate:

Beschützen Sie ein deutsches Wort und übernehmen Sie dafür die Verantwortung: Entwickeln Sie das Wort weiter, pflegen Sie es, hüten Sie es vor Mißbrauch oder Verdrängung! Schreiben Sie Gedichte mit Ihrem Wort, tauschen Sie sich aus mit anderen Wortpaten und schaffen Sie Wörterbiotope oder -museen, ertüfteln Sie Wortspielereien. Und helfen Sie gleichzeitig der deutschen Sprache. Ihr Einsatz für die Gemeinschaft!

Aber jeder kann nur ein Wort betreuen. Jedes Wort wird nur einmal vergeben. Und eine Patenschaft kostet Geld. Wie im richtigen Leben. Mindestbetrag ist 10 Euro. Ich wollte Kümmeltürke haben, aber irgendwie habe ich das nicht hinbekommen …

Markiere den Weissen Handschuh!

White Glove Tracking

Crowdsourcing at its best! Markiere in jedem der vorgeschlagenen 10.060 Einzelbilder aus Michael Jacksons Videoclip „Billy Jean“ den berühmten weissen Handschuh des Meisters mit einem Rahmen, um den Clip von 5 Minuten 35 Sekunden in ein neues Kunstwerk umzuwandeln. Es ist einfach unglaublich zu welchem blanken Unsinn Kollektive Intelligenz 2.0 in grossen Haufen und Schwärmen fähig ist. Hier geht’s los!

[Geklaut bei Crowdwisdom]

Adgets: Keep it simple, stupid!

Torsten Herrmann von chain relations diskutiert kommunikative Konsequenzen von Social Commerce und finanzieller Beteiligung der User am Beispiel von shoppero:

Sobald die Beteiligung auf unklaren Faktoren basiert, wird das gesamte Geschäftsmodell in der Öffentlichkeit diskutiert. Wenn Amazon für einen konkreten Verkauf eine Beteiligung von 5 Prozent gibt, ist das eine klare Beteiligung, auf die man sich einlassen kann oder nicht. Der Prozentsatz ist zwar nicht besonders hoch und würde kaum einen Vertriebsmann außer für Großanlagen zur Arbeit motivieren, aber die Abrechnungsbasis Buchpreis ist eine klare Basis. Hängt jedoch die Berechnung an Faktoren wie Verlinkung, Visits oder Werbeeinnahmen, wird es schwer kalkulierbar und damit diskussionswürdig.

Ich bin auch für einfache klare Regeln, die nachvollziehbar sind. Prozente von Prozenten sind nicht nachvollziehbar. Sie gefährden auch das ganze Geschäftsmodell durch ständige Diskussionen. Es sei denn, man würde die Werte der Faktoren, die zu der Berechnung führen, automatisch immer anzeigen: Also ein öffentliches Dashboard mit den Trafficdaten, Werbeerlösen etc. – doch das halte ich für kompliziert und auch nicht besonders sinnvoll. Der geldwerte Erfolg eines Nutzers hinge ja tatsächlich in diesen Fällen in vielen Belangen nicht vom Nutzer selbst ab …

Keep it simple, stupid! Der Satz ist immer noch wahr.

Shoppero scheint unfreiwillig ein Crowdsourcing-Projekt zu werden … (Update)

Ungefragt beraten massiv aus dem Off die hochkarätigsten Granden des deutschen Blogging ein gerade mal einwöchiges Startup-Unternehmen aus Hamburg:

In einer Ausführlichkeit und mit detaillerten Berechnungen und dringlichen Ratschlägen, dass es einen schon wundert. Das Ganze auch noch völlig kostenlos und umsonst. Das hätten Nico Lumma (CEO) und Malte Diedrich (CTO) von shoppero wohl nicht zu träumen gewagt. Ich finde es schon amüsant …

Der Start von shoppero vergangene Woche war schon recht steinig, holperig und mit mächtiger Häme und schadenfrohem Gegenwind vor versammelter Gemeinde verbunden. Nico hat das Ganze im Unternehmensblog dann recht routiniert als nicht ganz unabsichtlich darstellt. Dafür hat er Worte von Guy Kawasaki bemüht. Der alte Fuchs. Nico. Nicht Guy.

Manches erinnerte in den ersten Tagen noch an ein Proof of Concept oder an eine verdeckte Alpha-Version und nicht so sehr an ein Beta. Doch es ist viel zu früh, hier irgendwelche Urteile schon zu fällen. Der Weg zu einem Erfolg ist lang und vor 6-12 Monaten lässt sich gar nichts sagen.

Nachdem ich vorletzte Woche hier über honorarfreie Usermitwirkung geschimpft hatte (Siehe hier, hier und hier ), freue ich mich im Prinzip natürlich schon darüber, dass es nun ein kommerzielles Webvorhaben gibt, was genau den Punkt angeht und seine Contentlieferanten angemessen monitär belohnen will.

Das User-Bezahlmodell allerdings, wonach shoppero arbeiten will, habe ich in letzter Konsequenz nicht wirklich verstanden. Ich halte es für viel zu kompliziert bzw. ich wünschte, es würde besser dargestellt werden können. Was ist denn der Elevator Pitch von shoppero? Wer will kann ja dazu hier in den Kommentaren krautsourcen …

Update: Während ich mir hier einen abbreche, hat Nico im shoppero-blog sehr eingehend und ausführlich geantwortet: Das Erlösmodell im Detail und die Idee dahinter.

Free Speech Flag

Die RGB Werte der Farben entsprechen dem Verschlüsselungscode des AACS-Kopierschutzes:

Free Speech Flag

Badmouth schreibt:

Our government has become increasingly willing to sacrifice the rights of its citizens at the altar of corporate greed. As ridiculous as it sounds, even numbers have become “intellectual property” that corporations can claim ownership of. We here at Badmouth think that idea stinks. We want to start a movement, a movement to reclaim personal liberties and decorporatize the laws of our nation.

To that end we have made a flag, a symbol to show support for personal freedoms. Spread it as far and wide as you can. We give this flag away freely, and also give away the rights for people to make similar, derivative works. The colors of the flag are (in hex code format):

#09F911 #029D74 #E35BD8 #4156C5 #635688

The letters “C0″ are added to signify that simply publishing a number is “Crime Zero.”

Spread the word.

Vergleiche dazu auch die AACS Verschlüsselungscodekontroverse in Wikipedia (Englisch), hier und beispielhafte Positionen bei Johnny Haeussler und Thomas Knüwer (Pro-Digg-Management) und bei Don Dahlmann (Pro-Crowdsourcing).

Schreibt es auf eure Fahnen und lasst sie wehen!

Der Zauberlehrling 2.0 (Update)

1797 schrieb schon Johann Wolfgang von Goethe:

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los.

Johnny Haeusler in 2007 über digg.com … und eigentlich damit auch über die negativen Seiten des Crowdsourcing seiner Meinung nach:

Ich bekomme aber langsam ein ungutes Gefühl dabei, wenn ich aufgebrachte Online-Massen dabei beobachte, wie sie für ihre Sicht der Dinge ohne Rücksicht auf möglicherweise dauerhaft schmerzhafte Verluste kämpfen, und zwar oft dann am heftigsten, wenn es darum geht, etwas umsonst zu bekommen. Die Motor der Revolution scheint der gleiche zu sein wie der der herrschenden Produzentenklasse: Gewinnmaximierung.

und ferner:

Ich bin, wie man merkt, etwas ratlos. Und habe schon immer Angst vor der Masse gehabt.

Nachtrag: Don Dahlmann hat das im Gegensatz alles eigentlich ganz gut interpretiert:

Die Sache bei digg.com ist im Grunde unwichtig, aber die Bewegung, die dahinter steckt, ist es nicht und mit den bisherigen Definitionen von „Volks-“ oder „Massenbewegung“ kommt man da nicht weiter.

Right said, Herr Dahlmann.

Schwanzvergleiche bei Xing mit den Dritten


Seit zwei Wochen zeigt Xing jedem seiner rund 2 Mio Mitglieder nicht nur die Anzahl der eigenen Kontakte und die Kontakte der Kontakte sondern auch die Kontakte dritten Grades an. In meinem Fall entspricht das etwa der doppelten Bevölkerungsanzahl von Luxemburg sowie Grönland als kostenlose Zugabe. Siehe Foto. Tolle Wurst. Etwas beklemmend mit sovielen Leuten buchstäblich um drei Ecken herum bekannt zu sein. Soweitsobeängstigend.

Jetzt kommt’s aber. Volker Weber, mein ehemaliger Blogherbergsvater, hat hier seine Dritten rausgezogen und offengelegt. In den Kommentaren gibt es weitere Schwanzvergleiche. Jetzt fiel mir folgendes dabei auf: Soweit ich sehe, resultieren zusätzliche Erstkontakte nicht automatisch in einem proportionalen Wachstum in den Kontakten dritten Grades. Diese sind übrigens von Mehrfachnennungen bereinigt.

Es scheint irgendwo einen natürlichen oberen Grenzwert in der Anzahl der Drittkontakte zu geben. Das persönliche „Social Network Universum“ scheint möglicherweise endlich zu sein. Es gibt also vielleicht eine Crowd mit rund 1 Million Menschen, die alle … ja was eigentlich? Interessant wäre, mal das zu untersuchen. Nicht nur in Xing sondern auch beispielsweise auch in LinkedIn (10 Mio Mitglieder). Übrigens, ein elitäres Netzwerk wie aSmallWorld mit ihren überschauberen 130.000 Mitgliedern ist viel dichter gepackt. Da würden sich wahrscheinlich alle sogar im zweiten Grad kennen. Die In-Crowd eben. Die Schönen, Reichen, Berühmten und Schlauen … in den Hotspots und den Ballungscentren der kreativen Klasse dieser Welt

Soziale Netzwerke sind für mich ungeheuer spannend. Es wäre sehr aufregend, mehr darüber zu erfahren. Nicht im Sinne von, wie mache ich ein Geschäft daraus, sondern Soziale Netzwerke als Teilaspekte und Modelle der menschlichen Gesellschaft. Als soziologische Feldstudien am lebenden Abbild der Realität. Wer ist überhaupt im Netzwerk? Warum? Wie hängen die verschiedenen Gruppen darin zusammen? Wie agieren und interagieren sie untereinander und mit der Aussenwelt? Welche Auswirkungen haben solche Social Networking Software Lösungen auf die reale Gesellschaft und umgekehrt.