US-Blitzkrieg gegen Syrien?

Die zivilisierte Welt ist sich einig, dass das Assad-Regime in Syrien für den Giftgas-Einsatz und den Bürgerkrieg zur Verantwortung zu ziehen und zu bestrafen ist. In letzter Konsequenz, dass dieses Regime aus der Macht im Land zu entfernen ist. Alle sind sind sich einig, dass sofort und wirksam etwas unternommen werden muss. Nur zwei der ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat, Russland und China, sind dagegen. Das sind die zwei großen Waffenlieferanten an Assad.

Was mich jetzt dabei allerdings wundert, ist dass Obama & Co glauben, oder uns glauben machen wollen, dass dieser Konflikt durch einen zweitägigen(!) kurzen Raketenkrieg von See und aus der Luft zu lösen wäre. Etwa zwischen zwei Cocktailempfängen/Golfrunden in Washington an einem Wochenende? Zwischen zwei Hauptnachrichtensendungen? Aus der Hüfte nebenbei schießen nach Wildwest-Hollywood-Manier? Das ist schon nicht einfach nur naiv und dumm. Eine grössere Fehleinschätzung in so einer brisanten Lage habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Dazu muss ich kein Militär- und Strategieexperte sein.

Jüngstes Beispiel ist Libyen: Durch das koordinierte militärische Eingreifen der NATO (mit US-Beteiligung) und einer Reihe arabischer Staaten zur Durchsetzung der mit einer UN-Resolution eingerichteten Flugverbotszone gelang es den in der Libyschen Nationale Befreiungsarmee zusammengeschlossenen Milizen erst in einem Zeitraum von März-Oktober 2011, also in rund 8(!) Monaten, die Einheiten der regulären Streitkräfte Libyens zu besiegen. Dabei kamen mindestens 30.000 Menschen ums Leben.

Hat Obama nichts daraus gelernt?? Das ist doch nicht glaubwürdig, das alles. Für wie doof halten die den Rest der Welt? Ein unkontrollierter Angriff der USA auf Syrien hätte unkalkulierbare Auswirkungen. Nicht zuletzt auf die gebeutelte syrische Bevölkerung und auf die ganze Region. Selbst wenn das ganze ein geopolitischer Stellvertreterkrieg sein sollte in erster Linie gegen den Iran, sowie indirekt gegen Russland und China, durch seine Vorgehensweise riskiert Obama einen totalen Flächenbrand (nicht nur) in der Region mit allen Nachbarstaaten und Millionen Syrern in den Flüchtlingslagern. Macht er das, wäre es der schwerste Fehler, den Obama machen könnte. Mittlerweile schwant ihm das sogar, wenn man die Fernsehbilder vom G20-Gipfel in St.Petersburg richtig deutet.

Wahlkampf: Gartenzwerge zu Obamas

Im Internet führen sich CDU und SPD auf wie kleine Obamas, gleichzeitig aber eröffnen sie den Wahlkampf der Steinzeit. Der Gegensatz zwischen dem aufgehübschten Internet-Angebot und dem öffentlichen Auftreten ihrer Spitzenvertreter könnte kaum größer sein. Warum sollen sich junge Leute eigentlich die Youtube-Viedeos dieser Leute ansehen oder zu ihren Twitter-Followers werden?

Gesehen via Facebook. Gelesen beim Klein, Geschrieben vom Spreng. Dort ist auch der ganze Artikel.

Wird das PolitCamp09 am 2./3. Mai 2009 in Berlin etwas daran ändern? Ich hoffe sehr.

Obama Superstar (Updates)

Die Amerikaner hätten zu diesem Zeitpunkt keinen anderen wählen können als Barack Obama. In einem beispiellosen Wahlkampf, der alle Massstäbe sprengte, hat er einen grandiosen Sieg errungen. Er hat durch die Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus alle Macht in seinem Land, die Verhältnisse entscheidend zum Besseren zu ändern. Den grossen Turn-around zu schaffen. Das amerikanische Volk liebt und verehrt ihn. Er ist Superstar in allen Medien rund um den Globus. Die Lage in den USA und in der restlichen Welt ist so schlecht wie seit über 50 Jahren nicht mehr, er kann nicht verlieren. Obama wird jetzt schon mit den drei Grossen der amerikanischen Geschichte verglichen: George Washington, Abraham Lincoln, Franklin D. Roosevelt. Von JFK und den anderen Kennedys keine Rede mehr. Er ist eine Popikone, ein Messias und eine Lichtgestalt. Kann er dem gerecht werden?

Macht korrumpiert. Unweigerlich. Früher oder später. Jeden. Wird er den grossen Verführungen und Versprechungen widerstehen können? Die Probleme, die es zu lösen gilt, sind unmenschlich gross. Enttäuschungen werden sein. Er ist ein Mensch. Ich erwarte keine Wunder. Ich hoffe aber darauf.

Post-election depression blues. Here too. But different.

Zugabe: Obama grabs headlines [via Chris]

Update: Judith Butler über Barack Obama: Nicht zu überschwänglich werden

Die neue US-Agenda: Change.gov

Der zukünftige Präsident der USA, Barack Obama, und sein Stab haben eine umfassende und detaillierte Tagesordnung für die Durchführung ihrer Politik aufgesetzt und gestern eine eigene Website dafür gestartet: Change.gov. Der Tonfall ist offen und auf Dialog mit den Bürgern und Transparenz bei den Institutionen ausgerichtet sowie programmatisch sehr bestimmt. Die Ärmel sind schon aufgekrempelt. Der Wechsel ist deutlich und die Hoffnung ist berechtigt.

Die wichtigsten Prioritäten der Obama Regierung umfassen: Einen Plan zur Wiederbelebung der Wirtschaft, Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung, Bildung und Systeme der sozialen Sicherheit und zur Beendigung des Krieges im Irak sowie zahlreiche Massnahmen im Bereich zu Wissenschaft, Technologie und Innovation und Aussenpolitk.

Ich habe das Gefühl, die neue Regierung wird vom ersten Tag der Amtseinführung von Obama am 20. Januar 2009 wissen, was sie will und wie sie es umsetzt. Das gibt mir Vertrauen. Zumal Obama beide Häuser hinter sich hat, Senat und Repräsentantenhaus, und die Nation praktisch geschlossen hinter ihm steht. In grossen Krisenzeiten sind das die besten Voraussetzungen für eine zügige Lösung der Probleme.