Real Life Social Networks bestimmen die Ausprägung und den internationalen Erfolg von Social Network Plattformen im Web.
Türken treffen sich gerne im Kaffeehaus nachmittags zum Tee. Mein Vater hat immer gesagt, Geschäfte macht man nicht im Büro. Amerikaner mögen Golfplätze. Engländern wird nachgesagt, sie gingen gerne in den Club. Oder in den Pub. Je nach Class. Spanier und Italiener als mediterrane Völker gehen gemeinsam Essen und Trinken. Auf die Piazzen. An den Lido.
Je nach Stammeszugehörigkeit gilt es als gut, viele Bekannte zu haben oder ganz wenige intime Freunde. Kontaktfreude scheint nicht nur eine individuelle Eigenschaft zu sein, sondern auch deutlich kulturell geprägt. Wo man wen, wie und wie oft trifft, weshalb man sich trifft und was man zusammen macht, scheint auch davon abzuhängen, in welchem Kulturkreis man aufgewachsen ist und wo man arbeitet und lebt.
Soziale Netzwerke im Web scheinen das widerzuspiegeln. Davon scheint auch ihr internationaler Erfolg abzuhängen, ob der Kulturkreis in dem sie entstanden sind, auch derjenige ist, der international gut angenommen wird.
Deutsche gelten gesellschaftlich als nicht besonders kommunikativ und kontaktfreudig. Amerikaner hingegen als hochgradig, weshalb sie Europäer und Deutsche häufig als oberflächlich empfinden. Soziale Netzwerke im Web wie LinkedIn oder Facebook gehören dort fest zum Alltag. Das Bloggen ebenfalls. Amerikaner haben kein Problem damit sich im Web zu öffnen. Deutsche schon. Ein Xing sieht dehalb auch viel ernster aus. Schwerer. Es hat sehr viel weniger spielerische Elemente, die die Kommunikation fördern. Und die Klickraten und das Wachstum in den Profilen. Es ist eben kein Zufall, dass ein Xing so aussieht wie aussieht. Es ist ein deutsches Produkt. Nicht schlechter oder besser als andere. Nur anders.
Da wo Mediterrane oder Anglikaner sich leicht und locker tun, fällt es Deutschen schwer. Sie nutzen die Sozialen Netzwerke im Web nicht so häufig. Scheuen sich ziemlich stark im Web irgendwo ihr Profil zu hinterlegen. Ja, sie scheuen sich im Internet überhaupt mit Namen oder Bild veröffentlicht zu sehen. Gelegentlich nimmt das paranoide Züge an sich.
Ist das gut oder schlecht? Weder noch. Es ist eben so wie es ist. Nur, dass viele in Deutschland sich dadurch von einem grösseren Teil im Web kulturell abkoppeln. Viele grosse internationale Entwicklungen gehen an ihnen vorbei oder kommen erst sehr spät hier im Land an. Die sprachlichen Barrieren bei vielen verstärken den Trend. Damit meine ich nicht nur die Entwicklungen im Web sondern in allem. Allerdings je jünger die Menschen sind, desto internationaler sind sie, d.h. desto amerikanischer sind sie. Das ist eben momentan die dominierende globale Kultur. So wie im vorvergangenen Jahrhundert die Französische.
Die Art und Weise wie wir uns befreunden, treffen, kommunizieren und vernetzen, unser Sozialverhalten, unsere Sozialen Netzwerke nicht nur im Web, bestimmen unsere Zukunft. Und die ist nicht unwesentlich kulturell bedingt.
Real Life Social Networks bestimmen die Ausprägung und den internationalen Erfolg von Social Network Plattformen im Web.