Ich unterscheide zwischen persönlich und privat.

Ich bin in den sozialen Medien und in der Öffentlichkeit immer persönlich. Es ist meine Sicht der Dinge, meine Erlebnisse, mein Standpunkt. Meine Gefühle.. Deswegen ist es hier ein persönlicher Blog. Aber kein privates Blog.

Bin aber nie privat. Privat heißt einfach, dass ich über bestimmte Dinge und Erlebnisse nicht öffentlich spreche oder auch nicht sprechen möchte. Die Grenze zwischen privat und persönlich muss jeder für sich individuell ziehen. Diese Grenze mag sich auch im Laufe auch ändern. Was für den anderen privat ist, mag für mich persönlich sein, besonders wenn darin etwas Allgemein gültiges steckt, was viele interessieren könnte – und nicht bloß schiere Neugier befriedigt oder weil ich mich irgendwie für großartiger als andere halten würde.

Also: Privates bleibt privat. Und die Erzählperspektive ist immer persönlich. Keiner sollte aber aus dem Persönlichen allzu vorschnelle Schlüsse auf das Private ziehen. Dazu gibt es viel zu viele Unbekannte in einer Persönlichkeit..

Johannes Korten schrieb vor einiger Zeit in Facebook:

Die Kehrseite der persönlichen, öffentlichen Bloggerei ist ja, dass du permanent „durchdacht“ wirst. Deine Worte werden gedeutet, auf die Waagschale gelegt, mehrmals gewendet und durchleuchtet. Lange habe ich es geschafft, das auszublenden. Es war mir egal. Doch dann bekommst du auf einmal Rückmeldungen von Menschen, von denen du dachtest, dass sie nie und nimmer bei dir lesen. Und sie spiegeln dir, dass sie sich von dem, was du schreibst, angegriffen fühlen. Sie verstehen nicht, dass nicht jeder Text ein Abbild der Realität ist, dass du bisweilen bewusst zuspitzt. Sie sezieren deine Texte und teilen dir in epischer Länge ihre eigenen Deutungen und Empfehlungen mit.

Und auf einmal spürst du, wie grenzenlos naiv du warst. Naiv zu glauben, dass dir solche Rückmeldungen egal sind, dass sie dich kalt lassen, an dir abperlen. Und dann ist er da, der nasse Waschlappen im Gesicht, der dich mit voller Wucht trifft, dass die Hören und Sehen vergeht. Wie ein begossener Pudel stehst du da. Schämst dich, zweifelst. Du liest deine Texte wieder und wieder. Bei jedem fragst du dich: „Kann ich das so stehen lassen, oder setze ich ihn lieber offline?“.

Ich kenne die Antwort auf diese Frage noch nicht. Noch weiß ich nicht, wie ich künftig weiter bloggen werde. Und ob. Und überhaupt. Schreiben ist für mich Katharsis. Ich brauche sie zum Leben wie die Luft zum Atmen. Was aber, wenn diese Katharsis auf einmal dazu führt, dass ich mich nun permanent mit dieser Seziererei auseinandersetzen muss. Offline-Tagebücher als Lösung? Anonymes Bloggen?
Ich suche nach Antworten. Und finde sie nicht.

Das ist die Gratwanderung zwischen „persönlich“ und „privat“. Die Grenze dazwischen ist nicht immer einfach zu finden. Manchmal ist sie auch fließend. Das ist immer das Dilemma eines persönlichen Blogs.

PolitCamp ’11: Demokratie, Soziale Medien & Generationenwechsel.

Die jüngsten Landtagswahlen in 2011 haben bisher einen ganz deutlichen Trend in Richtung Rot/Grün ergeben. Auffallend dabei ist auch, dass je jünger die Wähler waren, dieser Trend deutlicher ausgefallen ist. Dieser Trend korreliert auch annähernd mit der Nutzung der Sozialen Medien wie Facebook, Twitter & Co. und den jüngeren Generationen, die sie als selbstverständlichen Teil ihres Lebens nutzen.

Mich würde interessieren, ob es wirklich in diesem Punkt einen Zusammenhang gibt. Dazu würde ich gerne auf dem PolitCamp ’11 eine Session machen und offen diskutieren mit Ralph Makolla, stellv. CDU-Kreisvorsitzender Oldenburg-Stadt und sehr engagierter Sozialer-Medien-Mensch, und Hansjörg Schmidt, Medien- & Netzpolitischer Sprecher der SPD in der Hamburger Bürgerschaft. Beide sind im Orgateam des Politcamp von Anfang an. Beide schätze ich persönlich sehr. Die oder der andere Berufene möge sich in die Runde dazu gesellen.

Die Fragen, die ich mir dabei stelle sind…

  • Gibt es tatsächlich diese Korrelation zwischen dem Wahlverhalten, den Generationen sowie der Akzeptanz und Nutzung der Sozialen Medien? Oder ist es nur ein scheinbarer und oberflächlicher Zusammenhang?
  • Wenn es diesen Zusammenhang gibt, woran liegt er? Ist es das generelle Lebensgefühl in den Generationen, die die Politik beeinflussen?
  • Wie ist die Wechselwirkung zwischen dem Wahlverhalten, den Generationen sowie der Akzeptanz und Nutzung der Sozialen Medien?
  • Welche Rolle spielen dabei Personen, Programme und Aktivitäten in den Sozialen Medien für das Politikverständnis der Bürger und ihr Wahlverhalten?
  • Lassen sich diese Effekte für die etablierten Parteien nutzen? Für die außerparlamentarische Opposition?
  • Welchen Einfluss haben diese Wechselwirkungen auf die Programme und Personen in den Parteien? Was sind die Konsequenzen? Was sind die Konsequenzen für die parteipolitische Arbeit in den unterschiedlichen Gruppierungen?
  • Ergeben sich daraus neue Muster für die Arbeit in den unterschiedlichen Parteien und Initiativen?
  • Wenn diese Trends wirklich existieren, wie wird sich die Parteienlandschaft und das politische Engagement ändern?

Letztendlich…

  • Wie stark ist der Einfluss der Soziale Medien auf die Politik in Deutschland?
  • Wie stark ist der Wille in den politischen Institutionen Soziale Medien einzusetzen, um die Politik zu beeinflussen?
  • Was bringt das?
Welche weitere Fragen ergäben sich für euch? Lust mitzumachen?
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Soziales Web: Zurück zum Einfachen und Notwendigen

Ich bin zunehmend genervt von der Impertinenz von einigen Sozialen Mega-Medien wie beispielsweise Facebook. Von ihrer Zudringlichkeit und Unverschämtheit wie sie sich ungefragt meiner Daten bedienen. Wie sie sich bei mir einschmeicheln, mir Unterhaltung und Freundschaften versprechen und über mich dafür als Marketingmasse verfügen. Zugegeben, ich habe ihnen selber dafür Tür und Tor geöffnet und meine Daten bei ihnen abgelegt. Das war dumm und naiv. Was ich unterschätzt hatte, war ihre Gier, immer mehr Informationen und Meta-Daten daraus zu ziehen und über sie bedenkenlos und gewissenlos zu verfügen. Ich fühle mich in einer Falle, aus der ich schwer wieder herauskomme.

Was tun?

Zunächst gilt es, alle Webpräsenzen zu überprüfen, in denen ich bewusst Mitglied geworden bin, diese auf ein notwendiges Minimum zu beschränken und aus den überflüssigen Datenkraken, soweit das noch geht, wieder auszutreten und meine Daten zu löschen. Aus den Töpfen, in die ich unbewusst gelandet bin, herauszukommen, ist sicher ungleich schwieriger oder fast unmöglich.

Was ist das Minimum für mich, wenn ich überhaupt im Web vorhanden sein möchte?

Für mich ist das wichtigste Element ein persönliches Blog, meine Stimme im Web. Möglichst selbstgehostet. Dort habe ich die Kontrolle, was ich von mir selbst im Web preisgeben will oder auch nicht. Das Blog ist mein Eigenheim im Web. Das Soziale im Blog lässt sich ganz einfach mit den traditionellen Mitteln wie Kommentare, Links und Backlinks bewerkstelligen. Natürlich habe ich auch hier gewisse Regeln zu beachten und Bedrohungen wie von den grossen Datenabsaugern und Bots abzuwehren. Jeder Eigenheimbesitzer muss sich eben auch gegen Einbrecher und Betrüger wappnen. Mit mehr oder weniger Erfolg. Immer noch besser als Ausweis und Schlüssel irgendwelchen Hütchenspielern in die Hand zu drücken.

Für die Echtzeitkommunikation finde ich Twitter immer noch angenehm. Es ist einfach und robust. Sie wollen nicht mehr als meine Mailadresse. Alles Weitere liegt in meiner eigenen Verantwortung. Bisher habe ich auch nicht den Eindruck, dass sie aus der Tatsache, wem ich folge und von wem ich dort verfolgt werde, nenneswertes Kapital schlagen wollen. Twitter ist ein loser Haufen, sehr liquide in der Vernetzung und ziemlich informell. Manche finden es anarchistisch. Für mich ist das in Ordnung.

Ich finde es auch praktisch, einen Visitenkartenordner im Netz zu haben. Ich habe mich schon vor sechs Jahren für Xing als Business Netzwerk entschieden. Dabei bleibt es und ich habe keinen weiteren Bedarf. Ja, es ist unsexy und nicht besonders aufregend und unterhaltsam. Aber dafür lässt es mich weitgehend auch in Ruhe und treibt, soweit ich es sehen kann, keinen Schindluder mit meinen Daten.

Hier und da gibt es sicher noch die eine oder andere Plattform für nützliche spezielle Webdienste wie Musik, Fotos, Videos, Präsentationen und ähnliches, über die ich ja im Einzelfall immer noch entscheiden kann und ihre Dienste separat oder auch eingebettet in meinem Blog nutzen kann.

Was braucht der Webmensch mehr? Mir reicht’s. Ach ja, Suchmaschinen: Unentbehrlich. Also, das viel verschrieene Google. Was soll ich sagen? Es funktioniert zuverlässig, was die Suchergebnisse anbelangt und es gibt in diesem Punkt leider keine wirklich vernünftige Alternative bisher. Man muss ihnen aber auf die Finger schauen und öfter mal darauf hauen, wenn sie wieder übermütig werden.

Nächste Frage: Wie komme ich aus dem anderen Schrott wieder raus?

Die Hauptsache ist das echte Leben. Die virtuellen dienstbaren Heinzelmännchen im Web sollen es nur unterstützen und es hier und da angenehmer und einfacher machen. Mehr nicht. Die Alternative wäre, sich komplett aus dem Web zurückzuziehen.