Acht Twitterer, acht Perspektiven

Es sind nicht die Regeln von Twitter, die sind simpel. Man sendet maximal 140 Zeichen an alle oder an jemanden direkt. Jeder, der einem Twitterer folgt, kann diese kurzen Nachrichten lesen.

Es ist auch nicht der Inhalt der einzelnen Tweets unbedingt, der es interessant macht.

Es ist das Zusammengehörigkeitsgefühl der Twitterer.

Twitter findet in den Köpfen statt. Nicht in der Software.

Ich habe sieben Twitterer befragt und acht haben geantwortet. Vier Frauen und vier Männer. Jeder von ihnen hat eine sehr eigene Perspektive auf Twitter. Es ist mehr als die Summe seiner Teile.

In der Reihenfolge wie die Antworten auf die Fragen bei mir eingegangen sind:

Twitter-Interview (1): Percanta
Twitter-Interview (2): Kosmar
Twitter-Interview (3): Isabo_
Twitter-Interview (4): Saschalobo
Twitter-Interview (5): Mspro
Twitter-Interview (6): PickiHH
Twitter-Interview (Special): Ankegroener
Twitter-Interview (7): Rednix

Ganz herzlichen Dank an alle Interviewpartner!

Wer möchte, kann die gleichen Fragen für sich auf seinem Blog beantworten und den Post mit „TwitterInterviews“ taggen. Viel Spass bei der Bauchnabelschau! Und beim twittern!

Twitter-Interview (7): Rednix

rednix

rednix, Nico Lumma, twittert seit Januar 2007. Bio: Ich möchte alle grüssen, die ich kenne und die jetzt mitlesen. Location: Hamburg, Germany, Web: Lumma.de, Following 542, Followers 636, Updates 6,289

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

rednix: Ich kommuniziere recht gern, aber eben auch am liebsten kurz und knapp. Da passt Twitter sehr gut ins Konzept.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

rednix: Ich twitter ständig und von überall, mal Links, mal irgendwelche Status-Meldungen, mal schnacke ich kurz mit ein paar Leuten, je nachdem, wozu ich gerade Lust habe.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

rednix: Sicherlich. Als ich das erste Mal twitterte, war das ziemlich langweilig, eben so ganz ohne Follower. Mittlerweile habe ich eine Handvoll Follower und ich folge auch ein paar Leuten, so dass es leicht fällt, mal eben zu gucken, was die anderen so treiben. Sicher, es ist immer nur ein Snapshot, aber ich mag diesen kurzen Blick auf das bunte Treiben der anderen.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

rednix: Noch habe ich weniger Follower als Kontakte bei Xing, aber das dürfte sich bald geändert haben… ich nutze Twitter sehr zum Networking, einfach weil es kurz und schnell geht, aber eben im Gegensatz zu IM und der allgegenwärtigen Presence-Anzeige etwas Unverbindliches hat.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

rednix: Klar, jeden Tag kommen da Links langgeflogen, die ich so nie entdeckt hätte.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

rednix: Klaro.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

rednix: Recht passabel, denke ich mal. Den meisten followe ich, spätestens dann, wenn sie mich auf der re:publica deswegen anfrotzeln.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

rednix: Ich nutze Twitterific und mobile entweder http://twitstat.com/m/ oder http://m.twitter.com

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

rednix: Naja, der alte Klassiker „soll ich das wirklich bloggen? da fehlt die Substanz irgendwie…“ wird kurz auf 140 Zeichen erschlagen. Aber irgendwie komme ich derzeit eh nicht mehr zum Bloggen, dafür nutze ich aber Twitter als annotierten RSS-Feed.

CemB: Was kommt nach Twitter?

rednix: Twitter entwickelt sich gerade zu einer Art Messaging-Infrastruktur, auf der verschiedenste Dienste laufen werden, das ist sehr spannend und sorgt dafür, dass Twitter weiter unterschiedlichst genutzt werden kann und sich dabei fröhlich weiterentwickelt.

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das siebte und letzte von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (Special): Ankegroener

ankegroener

ankegroener, Anke Gröner, twittert seit Oktober 2007, Bio: besser als Chemie, Location: Hamburg, Web: Anke Gröner, Following 96, Followers 294, Updates 1.061

Danke, Anke! Lesebefehl: Sehr cool!

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das Special ausserhalb der geplanten Reihe von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer. Das siebte kommt aber noch. Der Herr weilt noch unterwegs…

Twitter-Interview (6): PickiHH

PickiHH

PickiHH, Tina Pickhardt, twittert seit April 2007. Bio: consultant & re-founder, targeting, crm, personalization, web2.0 Location: Hamburg, Germany, Web: Themenriff, Following 519, Followers 638, Updates 6,745

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

Als freiberufliche Beraterin arbeite ich relativ oft von zuhause; dadurch fehlten mir bisher die Flur- und Küchengespräche die man zwischen Arbeitskollegen führt.

Twitter ist genau das für mich. Digitale Küchengespräche, bei denen man jede Menge Anekdoten erfährt genauso wie nützliche Informationen für den Job.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

Ich twittere genau über das was ich auch beim Küchengespräch erzählen würde. Na ja, vielleicht noch etwas mehr – weil man ja nicht den ganzen Arbeitstag in der Büroküche verbringt. Die digitale Küche ist halt nur einen Klick entfernt. Das heißt aber auch, das man sich disziplinieren muss – was mir nicht jeden Tag gelingt.

Mein Tag beginne ich auf jeden Fall jeden Morgen mit dem Tweet: „Good Morning Tweethearts, you Princes of Twitter, you Kings of the Web!!!“. Der Satz ist dem Buch „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving entnommen und natürlich leicht verändert. In John Irvings Roman verabschiedet der Leiter eines Jungenkinderheims jeden Abend seine Jungs mit dem Satz: Gute Nacht, ihr Prinzen von Wales, ihr Könige von Neu England“ – Irgendwie fand ich das passend, weil die Twitterati für mich auch eine Gruppe sind, die zusammengehören – aber der Twitterservice noch nicht so richtig in der Internetwelt angekommen ist – zumindest wird sich erst noch entscheiden, ob Twitter ein nachhaltiger Kommunikationsdienst sein wird oder nur eine Modeerscheinung.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

Die Kürze eines Tweets ist etwas, was mir sehr gefällt und meiner Kommunikatonsgewohnheit auch sehr entspricht.
Twitter selbst hat mein Leben nicht bereichert – aber die Menschen, die ich durch Twitter kennenlernen durfte.
Zwischen 2002 und 2006 habe ich eine kreative Digitalpause gemacht. Mit meinem ersten Barcamp in Hamburg habe ich fast auf einen Schlag die meisten Web2.0er kennengelernt. Kurz danach habe ich angefangen zu twittern. Die Geschwindigkeit der Vernetzung ist auf jeden Fall im Vergleich zur New Economy rasant gestiegen. Dazu kommt, das Dienste wie Twitter – dafür sorgen, das man „gefühlt“ enger zusammen ist. Man teilt den digitalen Alltag und manchmal dann auch den realen…

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

Ja, ich nutze es für mein Networking – wobei ich glaube, das der Kreis der deutschen Twitterati noch überschaubar ist und damit auch das Potential des beruflichen Netzwerks.

Allerdings kommt man durch Twitter sehr viel schneller mit internationalen Webbern in Kontakt als über die klassischen Tools wie Xing oder LinkedIn. So ist zumindest mein Eindruck.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

Neue Themen kommen immer mal wieder durch und der Umstand, das mir dies überhaupt auffällt ist, das ich Links von bestimmten Twitterati aufgrund der Reputation die sie bei mir haben immer klicke. Ich followe auch manchmal Leuten, die mich aus irgendeinem Grund besonders interessieren, zum Beispiel einer Frau, die Soldaten im Irak digital betreut. Oder ich followe Personen, die in bestimmten Gegenden wohnen, die ich sehr liebe. Ich followe auch sehr gerne Leuten, die (noch) ganz wenige Follower haben, weil ich glaube, daß dort noch Geheimnisse schlummern.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

Ich nutze Twitter insofern beruflich, als das es mir viele Informationen rund um meine Themen liefert und vor allem auch Kontakte zu Menschen, die sich mit gleichen Themen beschäftigen.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

Bei neuen Followern, die ich nicht kenne, schaue ich mir an, wem sie folgen und wer ihnen folgt. Ich überfliege das Blog, sofern im Profil eines angegeben ist und wenn der Realname ersichtlich ist – xinge ich sie manchmal auch. Natürlich nur wegen dem Photo.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

Ich nutze fast ausschließlich den Webclient und auf dem Handy den mobile twitter client. Alles andere ist mir update-technisch zu anstrengend.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

Natürlich kann man einen Blogpost auf Twitter bewerben, allerdings sollte man vorsichtig sein, und es damit nicht übertreiben finde ich. Themen die einfach zu lang und kompliziert sind für 140 Zeichen (was die meisten wirklich relevanten Themen sind) passen eher in ein Blog. Wechselwirkung bedeutet doch Wirkung in beide Richtungen, oder? Inhaltlich sehe ich die (mit Ausnahme des Anteasern) nicht, vielleicht ist es eher so, das man Follower auf dem Blog gewinnen kann und Blogleser bei Twitter.

CemB: Was kommt nach Twitter?

Natürlich mein Startup, was sonst????

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das sechste von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (5): Mspro

mspro

mspro, twittert seit Mai 2007. Bio: hier liegt mspro – lebenskünstler. er konnte sein werk nicht vollenden. er ruhe in frieden. Location: geht dich n dings an, Web: Tief, Following 132, Followers 380, Updates 4,156

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

Twitter besteht für mich nicht aus Spaß, sondern aus vielen Späßen:

1. Das tolle Gefühl eine Echtzeitaudience jederzeit um sich herum zu haben. Fragen stellen, lästern, Albernheiten raushauen. Und darauf direktes Feedback bekommen.
2. Der durchgängige Lebensstream setzt mir die Leute direkt auf den Schoß. Ihre Erlebnisse, ihre Probleme, ihre Geschmäcker, ihr Denken, ihren Humor. Das alles ist mir nicht mehr fremd, wenn sie mir irgendwann leibhaftig gegenüberstehen. Und das passiert genau deshalb sehr häufig.
3. @frank93
4. Die soziale Geräuschkulisse, die man genauso gut ignorieren, wie genießen kann. Man ist nie allein, es sei denn man will es so.
5. 140 Zeichen halten mich ab, ausufernd rumzulabern. So wie ich es z.B. in diesem Interview getan haben werde.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

Ich destilliere tweetbare Dinge aus meinem Leben. D.h. ich klopfe Gedanken, Erlebnisse und Ideen und Thesen in einer in meinem Hirn eigens installierten Formulierungsmaschine auf ihren Tweetgehalt ab und haue sie gegebenenfalls raus. Die Grundfrage: “ Lässt sich das, was ich sagen will, in 140 Zeichen so sagen, dass in ihnen alle Informationen und gegebenenfalls die Pointe zur Geltung komm“ (blöder Twitterwitz) Etwas in zwei Tweets sagen zu müssen, ist ein unentschuldbarer Gesichtsverlust.

Inhaltlich ist das aber sehr divers: gerne steile Thesen, Ausgehgeschichten und Flames gegen @Katti.

Ach ja: Ich twitter eigentlich zu keinen festen Zeiten. Klar, es gibt so was wie den Morgentweet, der mir noch im Bett einfällt. Aber dann kommt es eher so, wie es kommt.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

Ja, ich kommuniziere sehr viel per Twitter. Das hat sicher alle anderen Kommunikationsarten weiter in den Hintergrund gestellt. Besonders Instantmessanger leidet darunter. (Telefonieren hat schon lange seinen Reiz verloren.) Es ist eben so, dass die Leute im Twitter einfach präsenter, sichtbarer sind. Nach und nach rutschen aber wiederum viele Twitterbekanntschaften in mein Skype hinein.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

Nein. Ich interessiere mich nicht für solche Sachen. Ich finde viele Leute per Twitter sympathisch und will sie kennenlernen. Aber dann steht allein die Person im Vordergrund. Obwohl diese Konnektivität natürlich praktische Vorteile generiert. (Ich schreibe diese Zeilen aus Berlin, genauer in der Wohnung von @tobetop den ich per Twitter kenne und der mich freundlicherweise bei sich aufgenommen hat)

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

Eine tolle Sache sind natürlich die eintrudelnden Links. Man ist immer über viele Dinge sofort informiert. Und mit anderen Personen in seinem kommunikativen Umfeld kommt man natürlich auch mit anderen Themen in Berührung. Beispiel: dem @plomlompom sein Futurismus. Ansonsten: Ja, ich habe verdammt viele nette Leute kennengelernt durch Twitter. Der absolute Sozialisationsreaktor.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

Nein.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

Ich versuche mir jeden anzuschauen. Aber ich follow derzeit sehr selten zurück, weil ich bereits jetzt mit meinen 130 Friends nicht mehr wirklich zurande komme. Ich habe aber auch eine recht hohe Fluktuation in meiner Friendslist. Ich probiere manchmal Twitterer einfach aus.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

Auf dem Mac nutze ich Twitterriffic und Mobil meist die Website (m.twitter.com). Ich finde beim Mobiltwittern fängt der Spass erst so richtig an. Die spannensten Sachen passieren ja häufig außerhalb der eignen vier Wände. Vor allem in Kombination mit Twitpic ist mobiles twittern das ganz neue große Kino. Allerdings komm ich mobil meist kaum zum lesen, sondern „sende“ fast nur.

Ein toller Mobiltwitterer ist übrigens @svensonsan. Sogar ohne Twitpic.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

Mein Blog wird seit Twitter leider seltener bestückt, was ich schade finde. Aber es setzt sich langsam eine Arbeitsteilung durch. Im Blog werden eigentlich nur noch komplexere Sachverhalte abgebildet. Gedanken, ausformulierte steile Thesen. Und Twitter ist für alles andere da. Blog und Twitter ist bei mir eigentlich aber sehr unterschiedlich. Denn die beiden Personen mymspro und mspro haben wenig miteinander gemein. Meine Blogleser erkennen mich im Twitter nicht wieder und meine Follower lesen kaum meinen Blog. Ich lass die gegenseitige Verlinkung eigentlich nur aus Promotionzwecken bestehen. ;)

Tatsächlich ist es interessant wie die Bloggeria ihre Reputation aus dem Bloguniversum so unbeschadet in die Twitterwelt importieren kann. @niggi und @mrsbunz haben noch so gut wie gar nix getwittert aber haben trotzdem beachtlich viele Follower. Auch ich followte am Anfang vor allem Leuten, deren Blogs ich schon vorher mochte. Klar, woran soll man sich auch sonst orientieren? Tatsächlich lassen sich anscheinend aber weder die Faszination noch das Können eins zu eins vom Bloggen ins Twittern transferieren. Meistens sind zwar gute Blogger auch gute Twitterer, manche sind aber auch erbärmlich. Und viele behalten erstmal Abstand.

Allerdings glaube ich aber an einen Zusammenhang des Erfolges von Twitter und des von Blogs im allgemeinen. Beide sind durch ihre Einfachheit und gleichzeitige Universalität die Killerapplikationen des Webs geworden. (Ich würde sagen, die einzigen Killerapplikationen. Meiner Meinung nach, kann man den ganzen Rest des Web2.0 auch einfach als höchstens „ganz nett“ etikettieren)

CemB: Was kommt nach Twitter?

Ich glaube, das Twitterprinzip ist dermaßen universell, dass wir noch lange nicht das Ende der Fahnenstange dessen erleben durften, was noch alles allein mit Twitter gehen kann. Twitter hat derzeit eine Echtzeitaudience geschaffen, die so Dinge wie Qik oder Mogulus erst wirklich attraktiv machen. Hashtags, Bots und andere Aggregatoren werden aus Twitter noch sehr viel mehr herausholen, als wir heute glauben.

Als Zukunft kann ich mir nur eine Opensourcevariante vorstellen, die sich dezentral über standardisierten Schnittstellen austauscht. So ne Art WordPress für Twitter.

Zugefügt: Was stört dich an Twitter?

Dass öffentlich einsehbar ist, wem ich followe. Da gibt es schon ab und an Eifersüchteleien und einen Rechtfertigungsdruck, den ich nicht sehr schön finde. Viele nehmen das persönlich wenn man sie entfolllowt, was ich auch verstehen kann. Geht mir auch so, wenn ich entfollowt werde, von Leuten, die ich mag. Aber im Grunde ist das Schwachsinn, denn es hat viel weniger mit Sympathien zu tun, als der reinen Aufmerksamkeitsgrenze. Ich twittere halt gerne und viel, manchen eben zu viel. Da muss ich mit leben, dass das sich das einige nicht antun wollen. Andere scheinen aber größere Probleme damit zu haben und können damit nicht umgehen. Deswegen bin ich dafür, nicht mehr anzuzeigen, wer wem followt.

(Überhaupt geht mir das ganze Followergewichse mittlerweile ziemlich auf Nerven. vielleicht sollte man die Zahl auch nicht anzeigen)

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das fünfte von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (4): Saschalobo

saschlobo

saschalobo, Sascha Lobo, twittert seit Mai 2007. Bio: Ich liebe alle meine Follower. Location: Berlin, Web: Riesenmaschine.de, Following 583, Followers 1,050, Updates 1,895

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

saschalobo: Das Gefühl, beim ständigen Pulsieren des Netzes live dabei zu sein. Dazu die schnelle Reaktion der anderen Menschen; ausserdem ist Twitter für alle möglichen Fragen eine Art Human Google.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

saschalobo: Ich twittere Unterhaltsames mit einem Quäntchen Information. Ab und zu gerät aus Versehen Aktuelles hinein. Ich würze das Ganze mit etwas Erlebnisschrott und schmecke es fein mit sozialem Getöse ab. Ich twittere zu allen Zeiten, zu denen ich wach bin und Lust darauf habe. Das ist in der Regel jeden Tag zwischen acht und halbvier morgens.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

saschalobo: Ja, ich schreibe weniger in Blogs, weniger Beiträge und weniger Kommentare. Twitter hat mein Leben definitv bereichert, weil es der SMS-an-alle-Funktion entspricht, die ich so lange vermisste, ohne es zu wissen. Ich glaube, dass man Tweets weniger liest als vielmehr wahrnimmt. Es ist, als würde ich eine Momentaufnahme aus dem tatsächlichen Leben des anderen mitbekommen – einzige Ausnahme ist die Redaktionsgruppe @frank93, die jeden einzelnen Tweet zwei Tage lang durchkonzeptioniert und eine Fokusgruppe einberuft.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

saschalobo: Ja, ich benutze es für mein Networking, wenn irgendjemand dieses grauenvolle Wort noch ertragen kann. Ich sage stattdessen lieber Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen. Nur Leute mit gering ausgeprägten sozialen Fähigkeiten setzen das mit Networking gleich, glauben, dass alles ein Ziel haben muss und betrachten jeden unter Nützlichkeitsaspekten.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

saschalobo: Ja, neue Leute auf jeden Fall; vor allem glaube ich, Menschen digital besser kennengelernt zu haben als durch das Lesen ihrer Blogs. Wenn man zehn Tweets von jemandem sieht, kann man meiner Meinung nach sagen, was das für ein Typ ist. Trefferquote: über 80%. Auf meiner Followerparty habe ich kaum Überraschungen erlebt, alle waren genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Neue Impulse habe ich auch bekommen, die fünfzehn spannendsten Links aus allen Bereichen habe ich in diesem Jahr sämtlich über Twitter bekommen, und nicht über reddit wie 2007, über del.icio.us wie 2006, durch Blogs wie 2005 oder wie 2004 durch Spiegel Online (schwieriges Jahr gewesen).

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

saschalobo: Ja, auf verschiedene Arten. Zum einen hat eines der von mir betriebenen Corporate Blogs einen Twitteraccount, zum anderen ist es ideal in Vorträgen, um zu zeigen, was „da draussen so los ist“, gerade in Verbindung mit Mogulus, einer TV-Live-Streaming-Plattform. Ausserdem habe ich lustigerweise schon Jobs über Twitter bekommen.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

saschalobo: Leute, die mir folgen wollen, sind dazu herzlich eingeladen. Ich schaue aber kaum nach, wer das ist – das wird sich schon von selbst regulieren. Die Menschen, denen ich folge, sind handverlesen bis auf ca. 80 Ausnahmen, die im letzten Jahr dazukamen, als es noch die Funktion gab „Allen folgen, die mir folgen“. Die habe ich betrunken irgendwann mal gedrückt, im Mai oder so. Die 400 danach habe ich einzeln ausgesucht, und zwar nach Qualität der letzten 20 Tweets im Profil, nach allgemeiner Interessanz, nach persönlicher Sympathie und natürlich nach dem Profilbildchen. Einige, denen ich folge, schreiben ausschliesslich unerträglichen Quark, sind aber andererseits sehr nett. Und umgekehrt sicher auch. Wenn mich jemand antweetet, sehe ich das und schaue mir in der Regel sein Profil an. Manchmal wird daraus eine harmonische, gegenseitige Followerschaft.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

saschalobo: Ich benutze fast ausschliesslich das Webinterface, auch mobil auf dem iPhone. Ich habe etwa zwanzig Clients ausprobiert, aber in meinem Leben herrscht aus Protest gegen Intelligent Design ein gnadenloser Technologie-Darwinismus – kein Client hat bei mir überlebt, irgendwann starben alle ausser dem Web. Ich twittere auch oft Bilder per Twitpic, weil dieser Dienst ein Mailinterface hat, das auch vom iPhone aus angesteuert werden kann. Ab und zu benutze ich Tweetburner, um Links zu posten, weil man dann sehen kann, wie oft die Links geklickt wurden.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

saschalobo: Ja, ich sehe im stärker werdende Wechselwirkungen. Blogs fächern sich in ihrer Funktion auf; eine bestimmte Art von Beiträgen dürfte zu weiten Teilen von Twitter übernommen werden. Es gibt sehr interessante Experimente, wo man in Blogs per Twitter kommentieren kann. Ich glaube, dass Anbindungen an andere Netzwerke stärker werden. Mit Facebook-Statusmeldungen etwa ist das jetzt schon so, die sind zum Teil deckungsgleich mit Twitter. Ich glaube, dass man bald Kategorien für Streams haben wird oder eine stärkere Integration von Hashtags etwas Ähnliches bewirkt.

CemB: Was kommt nach Twitter?

saschalobo: Ich glaube nicht, dass Twitter nur ein temporäres Phänomen ist. Schon allein, weil ich vor einem Jahr jede Wette gemacht hätte, dass es nur ein temporäres Phänomen ist. Vielmehr ist es die lange überfällige Kollision aus Instant Messenger und Social Network. Insofern werden Twitter oder ähnlich aufgestellte Micro-Blogging-Dienste bestand haben und sich weiterentwickeln. Eine Richtung wird automatisierte Kommunikation sein, aber intelligenter als „New Blog Post: Look Mom, I’m dumb!“. Ich glaube, dass über Verknüpfungen auf dem Computer eine halbautomatische Lebensdokumentation erstellt wird, inklusive GoogleMaps-Anbindung, Kalenderveröffentlichung und Nutzungsprofile sämtlicher Medien und Inhalte. Ausserdem werden Dienste wie Twitpic, Qik (dem Handy-Live-Video-Tool) und Mogulus direkter in Twitter und Söhne integriert werden. Ich hoffe nur, dass niemand bei Twitter auf die bescheuerte Idee kommt, die strenge Chronologie aufzulösen.

Bei aller berechtigten Begeisterung für Twitter darf man aber nicht vergessen: Bloggen macht die Welt besser, Twitter macht sie nur schneller. Das ist zwar faszinierend, ohne die richtigen, durchdachten und ausformulierten Inhalte aber zu wenig.

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das vierte von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (3): Isabo_

isabo_

isabo_, twittert seit Oktober 2007. Web: is a blog, Following 77, Followers 171, Updates 3,788

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

isabo_: Meine Arbeit besteht im Wesentlichen darin, alleine am Schreibtisch zu sitzen. Bei Twitter habe ich das Gefühl, Kollegen zu haben, etwas Privates nebenher, einen Kontakt zur Außenwelt. Im Unterschied zu Bürokollegen kann ich mir aber aussuchen, wem ich zuhöre und wem nicht. Es twittern viele kluge und witzige Leute, deren Geplauder ich gern lese. Und wenn es nur ein „hallo ich bin noch da“ ist.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

isabo_: Über das, was ich gerade tue oder was ich gerade denke. Privates. Ich halte Schwätzchen, was manche Twitterer nervt (zu Recht, vielleicht). Manchmal versuche ich, witzig zu sein. Manchmal rege ich mich über etwas auf oder freue mich und will es einfach kurz loswerden. Oft reagiere ich auf andere Twitterer.

Zeiten: Immer, wenn ich am Schreibtisch sitze. Also meistens irgendwann vormittags bis irgendwann nachts.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

isabo_: „Mein Leben bereichert“ klingt mir eine Nummer zu groß, dazu ist Twitter zu oberflächlich. Okay, es hat mein Leben um eine Sucht bereichert, denn natürlich frisst das unglaublich viel Zeit. Spaß macht es; und ich lerne dort Leute kennen, wenn auch zunächst oberflächlich und unverbindlich, die mir sonst entgangen wären. In wieweit die irgendwann mein Leben bereichern werden, wird sich weisen.

Bisher waren es die Blogs, die tatsächlich mein Leben bereichert haben, und zwar sehr. Erst durchs Lesen, dann durchs Selberschreiben, dann durch die Menschen, die ich darüber kennen gelernt habe. Großartige Sache.

Ach ja: Plappern war schon immer eine meiner Kommunikationsgewohnheiten.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

isabo_: Mein berufliches Networking spielt sich anderswo ab, meine Kollegen sind zum größten Teil erstaunlich wenig computer- und internetaffin. Obwohl sie den ganzen Tag dransitzen.

Zur privaten Kontaktpflege benutze ich es, klar, denn es ist ein Kontaktinstrument. Eins von vielen. Über das nur ein bestimmter Kreis meiner Freunde und Bekannten erreichbar ist.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

isabo_: Jajajaja.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

isabo_: Jein. Manchmal lasse ich Frust ab. Und ich weiß es nicht mehr genau (schlechtestes Gedächtnis der nördlichen Hemisphäre), aber ich würde fast wetten, dass ich dort schon Fragen gestellt habe, die irgendwas mit meinen Übersetzungen zu tun hatten.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

isabo_: Meine Tweets sind nicht abgeschlossen, das heißt, mir kann followen wer will. Ich gucke mir die Leute kurz an, manchen folge ich dann auch. Nach keinem bestimmten Schema. Umgekehrt hatte ich mir mal vorgenommen, nie mehr als 50 Leuten zu folgen, aber das klappt nicht. Es werden immer mehr, und gelegentlich fliegen dann wieder welche raus. Und kommen irgendwann wieder rein. Vielleicht.

Wenn feststelle, dass jemand mir nicht mehr folgt, an dem mir etwas liegt, bin ich ein bisschen enttäuscht. Dabei entfollowe ich ebenfalls Leute, ohne dass ich irgendwas gegen sie hätte.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

isabo_: Ich weiß nicht mal, was ein Twitter-Client ist. Und mobil ins Internet kann ich auch noch nicht. Ich weiß, dass das auch per SMS geht, aber so schlimm ist die Sucht noch nicht. Muss auch nicht sein.

Ach so, ist das sowas wie Twitteriffic? Das benutze ich auf dem Laptop; der große Rechner kann das nicht, weil da noch 10.3.9 drauf ist. Egal, also jein. Ich mag das Zwitschern bei Twitteriffic, und dass man nicht dauernd auf Reload drücken muss.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

isabo_: Na klar. Ich lese jetzt Blogs, die ich vorher nicht gelesen habe, weil die Leute mir über Twitter ans Herz gewachsen sind.

Für mich selbst: manchmal überlege ich, ob ich einen Witz bei Twitter vergeude oder ihn fürs Blog aufbewahre. Blog kommt mir eher bewahrend vor, während Twitter flüchtiger ist. Und ich merke leider, dass ich mein Blog manchmal vernachlässige, und dass ich weniger Blogs lese, weil ich zu viel Zeit bei Twitter verplempere. Das ist schade, denn eigentlich sind mir die Blogs viel wichtiger.

CemB: Was kommt nach Twitter?

isabo_: Die Kohlenstoffwelt. Irgendwann. Für ausschließlich Virtuelles sind mir die Leute, die mir im Internet wichtig werden, zu schade.

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das dritte von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (2): Kosmar

kosmar

kosmar, Markus Angermeier, twittert seit März 2007. Bio: will trade work for money, Location: Berlin, Germany Web: kosmar.de , Following 595, Followers 847, Updates 8,431

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

kosmar: Spaß? Du machst Witze. Das ist alles ernste Arbeit.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

kosmar: Ein erfolgreicher Tweeter wie ich schafft es gekonnt Wissenswertes mit Unterhaltsamem aus Netz, Umwelt und Innerem Erleben zu vermengen; Mensch und Netz zusammenzubringen. Und das immer dann, wenn es anfällt. Also meistens wenn man eigentlich was anderes tun sollte. Allerdings gibt es auch viele Dinge, die ich nicht ins Internet reinschreibe, auch nicht bei Twitter.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

kosmar: Ich lese kaum mehr Blogs oder Nachrichten auf die ich nicht durch Twitter hingewiesen wurde. Ich gehe zum Beispiel auch seit längerem nicht mehr aus Langeweile auf SpOn. Einerseits bereichert das natürlich, denn ich kann mich auf den Filter von einigen Hundert ausgesuchten Followings stützen. Andererseits ist nicht ganz raus, was ich dafür alles aufgebe oder verpasse. Das eigene Bloggen wird zugleich eher erschwert; man hat das Gefühl auf Twitter hätte man das Wichtige schon gesagt oder gehört.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

kosmar: Mit den Menschen deren Meinung und Lebenswelt man gerne verfolgt bleibt man quasi ständig auf Augenhöhe und meint deren Gedanken zu kennen. Eine Illusion freilich, dennoch hilfreich. Wenn man sich trifft hat man dann entweder sofort einen Anknüpfungspunkt, oder man schweigt sich an und twittert per Mobiltelefon einfach weiter.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

kosmar: Ja, klar. @mspro, @pickihh oder @svensonsan zum Beispiel kannte und las ich zuvor eigentlich gar nicht. Einige andere Menschen kannte und las ich, kommentierte vielleicht ab und an. Aber tatsächliche Konversation und das Gefühl eine menschliche Silhouette der Person zu sehen, kam erst mit Twitter. Interessanterweise viel stärker als es bei Stumbleupon oder Flickr der Fall war, die ich beide zeitweise auch sehr intensiv genutzt habe. Obwohl diese beiden Plattformen ja im Einzelfall viel mehr Kontext bieten. Es ist wahrscheinlich die Gleichzeitigkeit, die das unmittelbare Gefühl der Nähe auslöst.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

kosmar: Ich kommuniziere mit einigen Kunden und Kollegen via Twitter. Selten zum beruflichen Thema, eher so CRM auf netzmenschlicher Ebene.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

kosmar: Wohlwollend. Ich schaue prinzipiell bei jedem Add auf deren Stream und auch auf den angegebenen Link oder recherchiere nach wer das wohl ist. Aus den Informationen die ich nach 90 Sekunden habe, entscheide ich dann ob ich follow, block oder Fenster-schließen klicke.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

kosmar: Twhirl auf dem Laptop und Twibble auf dem Telefon. Auf deren kommende Versionen bin ich sehr gespannt. Quotably würde ich gerne öfter nutzen, komme aber nicht dazu. Man sollte es vielleicht in einen Client einbauen.

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

kosmar: Vor allem die Vermischung mit Bild via Twitpic oder mit Video via Qik und Seesmic ist momentan interessant. Blogposts die nur mal kurz auf etwas hinweisen sollen, gehören der Vergangenheit an. Twitter ist durch den Live-Charakter für solch Flüchtiges viel besser geeignet. Live-Bloggen war schon immer viel zu anstrengend, vor allem für die Leser. Man erinnere sich nur an die Stevenote zum Macbook Air. Da ist Twitter zeitweise ausgefallen. Im Saal gab es, soweit ich mich erinnere absichtlich kein Wlan, aber Mobilfunk ist dann doch überall. Und überall da ist auch Twitter. Die Geschwindigkeit mit der sich Neuigkeiten netzweit verbreiten können, ist damit dem Maximum nochmal ein Stück nähergekommen.

CemB: Was kommt nach Twitter?

kosmar: Die direkte und totale Vernetzung von Gehirnen, Sensoren und Datenbanken mit- und untereinander. Was dann passiert weiß @plomlompom besser als ich.

Zum Abschluß möchte ich für meinen Zweitaccount @popdeutschland werben. #danke

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das zweite von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Twitter-Interview (1): Percanta

percanta

percanta, twittert seit November 2007, Blog: Soypercanta, Following 73, Followers 125, Updates 3,258

 

CemB: Was ist eigentlich der Spass an Twitter für dich?

Percanta: Vor allem: Mit Twitter ist man weniger allein. Ich sitze Stunden und Stunden und Stunden am Computer; natürlich lenkt die Twitterleiste auch von der Arbeit ab, die ich dort eigentlich zu tun habe und natürlich ist die Twitterei ein böser Zeitfresser – aber es ist manchmal auch tröstlich zu sehen, dass die anderen auch da sind. Ich freue mich über witzige, geistreiche Dialoge (egal, ob ich daran beteiligt sein sollte oder ob sie zwischen anderen Twitterern ablaufen, die ich lese) und über ebensolche Kommentare, die allein stehen bleiben. Das Arbiträre daran – hier eine treffende Beobachtung zu letzten Dingen, dort eine hübsche Formulierung zum Abendbrot.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

Percanta: Ganz grob gefasst über das, worüber ich auch blogge: Privates.

Die Twitter-Frage „what are you doing?“ nehme ich nicht allzu ernst, obwohl das oft Ausgangspunkt der Tweets ist. Befindlichkeits-Twittern. Fragen (manchmal sind die Antworten sehr ergiebig, mal gar nicht). Antworten. Sorgen. Aufmunterungen. Freuden. Beobachtungen, die noch nicht blogreif sind. Kommunikation über den Gartenzaun, Plauderei, das ganz viel.

Seit einiger Zeit twittere ich zweisprachig; es hat mich erstaunt, dass mir – da es doch die Tweet-Länge und Lesbarkeit erheblich verändert – so wenige Follower abgesprungen sind. Das ist vielleicht auch ein Lerneffekt: Dinge sagen, wie ich sie sagen will. Auch wenn das vielleicht jemand doof findet.

Wann? Eigentlich immer, wenn ich am Computer sitze, und das ist im Moment fast rund um die Uhr so.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

Percanta: Jein. Telefoniert habe ich noch nie viel, mir kommt (Distanz-) Kommunikation über die Tastatur sehr entgegen. Twitter ist eine Fortsetzung meiner Kontaktpflege per Skype oder Mail. Nur ist sie nicht gerichtet – ich spreche hier nicht mit einzelnen Freunden (und wenn, dann mit Freunden, die ich über das Internet kennengelernt habe; und so ein Twitterdialog sollte aus Rücksicht auf den Rest der Twitterati nicht überstrapaziert werden, denke ich), und ob aus einzelnen Einwürfen ein Gespräch entsteht, ist nie klar. Twitter ist öffentlicher, stärker auf sich selbst bezogen als echte Gespräche, unverbindlicher – zugleich bildet sich aber doch eine Gruppe heraus, an die ich mich vorrangig richte. Mein Twittergrüppchen war zunächst ein kleiner, feiner Auszug meiner Blogroll im anderen Medium (angefixt hat mich @isabo_); heute ist meine Twitter-Peergroup nicht nur größer, sondern auch facettenreicher. Die sehr geschätzte Kerngruppe ist aber weiterhin dabei.

Ich habe mich verändert (ich bin Percanta. Mehr noch als durchs Blog), und mein Verhalten hat sich gewiss auch verändert: Wenn ich erst spät an den Computer gehe, bin ich tatsächlich versucht, mich für den späten Arbeitsbeginn zu rechtfertigen.

(Mein Mann ergänzt: Seit ich mit den argentinischen Twitterern rede, sei mein Spanisch deutlich mehr von Argentinismen durchsetzt. Dabei lebe ich ja auch außerhalb des Computers mit einem, que raro.)

Ja, es ist eine Bereicherung, aber wenn ich ehrlich zu mir wäre, könnte ich natürlich auch sagen, ich spare mir das alles und gehe mit der dadurch übrigen Zeit zu einem Freund im Offline-Leben und wir reden, ohne zu tippen. Wobei ich bemerke, dass weitere Internetaktivitäten eher andere Internetaktivitäten verdrängen und nicht so sehr (!) die Offline-Aktivitäten.

Twitter statt Chor kann ich mir nicht vorstellen (zum Glück!), Twitter statt Internet-Forum sehr wohl (dito!).

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

Percanta: Nein. Oder eher scherzhaft: Versichere mich beispielsweise bei Twitter, dass die Hamburger Twitterer mir bitte auch im echten Leben „followen“, wenn ich nach Hamburg ziehe. Was aber kein konkreter Plan ist. (Leider.)

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

Percanta: Ja, Dich zum Beispiel. Ich kannte Dein Blog zwar, habe es aber nur unregelmäßig gelesen. Seit ich Dich bei Twitter lese und wir gelegentlich eine „gerichtete Nachricht“ austauchen, lese ich Dein Blog viel kontinuierlicher. Das geht mir bei einigen Twitterern so. Bei anderen genügt mir heute, was sie bei Twitter sagen, und ihre Blogs sind in den Hintergrund gerückt. Umgekehrt scheint mir die Distanz zu einzelnen Bloggern, die nicht twittern, gewachsen zu sein. Das ist eigentlich schade.

Ich habe, da ich ja auch einigen Südamerikanern folge, dort einige schöne Blogs entdeckt, und ich habe, das nur als jüngstes und fassbarstes Beispiel zu Horizonterweiterung, bei Twitter sehr interessiert ihre recht ungefilterten und durchaus divergierenden Kommentare und Einschätzungen während der letzten Krise Argentiniens verfolgt. Die kleinen Einblicke in den Alltag anderer können sich aber auf den Horizont aber ebenso positiv auswirken, all diese verschieden gestalteten Leben!

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

Percanta: Nein. (Oder nur, um mal schnell eine Frage loszuwerden, die mir eventuell jemand aus dem Kulturraum, mit dem ich mich befasse, ohne Recherche beantworten kann.)

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

Percanta: Hm? Ich lade sie zu einem Begrüßungsumtrunk ein?
Am Anfang bin ich den meisten neuen Followern auch gefolgt, jetzt habe ich fast doppelt so viele Follower wie „Verfolgte“ und will die Zahl derer, denen ich folge, nicht wesentlich erhöhen. Ich gucke aber bei jedem neuen Follower, wer er ist, was (und wie!) er so schreibt, was für ‚Favoriten‘ er hat (das ist eine lustige Funktion – wer nur seine eigenen Kommentare unter Favoriten speichert, ist mir latent suspekt… Zu sehen, was die anderen (be)merkenswert, luzide, treffend finden, erscheint mir aufschlussreich); ich beobachte ihn also eine Weile und gucke dann, ob ich ihm auch folge. Gerade habe ich ein wenig den Überblick verloren, ich sollte mal wieder schauen, wer mich liest. (Noch schlimmer ist meine Blogroll… mach ich alles im August.)

Wenn ich umgekehrt jemanden gut finde, ihm folge und erscheine irgendwann auch auf dessen Follower-Liste, freue ich mich. Bei einzelnen Leuten, an denen mir etwas lag, war ich regelrecht enttäuscht, als sie mich „entfollowt“ haben.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

Percanta: Nur das Plug-In bei Firefox. Nein, mobil nicht. (Und diese Grenze sollte ich denke ich auch nicht überschreiten.)

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

Percanta: Ja, wie oben bei der Frage zu den ’neuen Leuten‘ schon gesagt. Außerdem reduzieren glaube ich viele Twitterer ihr Blog-Schreiben, oder sie lassen dort die Miniaturen raus. Ich habe letztens bei Twitter etwas erzählt und dann eine Direktnachricht bekommen, ich solle das doch mal bloggen. Habe ich nicht getan, aber als Versuchsballon funktioniert Twitter in Ausnahmefällen auch.
Bei mir hat sich durch Twitter vor allem die Präsenz in Foren drastisch reduziert, und da bin ich froh drum.

CemB: Was kommt nach Twitter?

Percanta: Im Alphabet der Netzbegriffe wohl der „User“.

Einige der Menschen hinter Twitter erscheinen mir sehr vertraut, bei manchen bin ich sicher, dass dieses Vertauen nicht eingebildet ist. Darum hoffe ich sehr, die Blogger und Twitter-User bald bei Eurer Lesung mit Stimme und in Farbe zu erleben. Cross the border, close the gap… ich glaube an eine Schnittstelle zwischen dieser Art der Kommunikation und der nicht digitalisierten.

PS: Andererseits ist ja das digitale Leben auch real. Habe gerade erst Deinen Kommentar unter dem Interview gesehen, und das zu lesen: „Sieben, denen ich besonders gerne folge, die intensiv twittern und die auch was zu sagen haben :-)“  und gemeint zu sein freut mich ganz real. Merci, lieber CemB.

Aus der Reihe: Interviews mit Twitterern. Geführt von CemB (Cem Basman). Das erste von sieben geplanten Interviews höchst unterschiedlicher Twitterer.

Reihe: Interviews mit Twitterern

Twitter ist ein Phänomen. Ich selber war zunächst ziemlich skeptisch bis ablehnend dem gegenüber. Mittlerweile bin ich seit einigen Wochen ein recht begeisterter Twitterer und habe meinen täglichen Spass dabei.

Angeregt durch eine Bemerkung in Twitter, hatte ich spontan einige Gedanken zu diesem merkwürdigen Phänomen notiert. Andere haben ebenfalls versucht, ihre Faszination über dieses Getwitscher zu beschreiben, beispielsweise wie Kiki, Olav, Sven und viele andere mehr. Stefan versucht sich gegenwärtig sogar an einer soziologischen Analyse über Twitter und seine Nutzer, um Strukturen und Gewohnheiten zu erkennen und zu dokumentieren.

Mich hat heute einfach interessiert, wie bekannte Vieltwitterer in Deutschland über Twitter denken. Wo, Wann und Warum sie es benutzen und was der Spass mit Twitter eigentlich für sie bedeutet. Ich habe einige wenige per Mail gefragt. Die Antworten werde ich in den nächsten Tagen hier in der Reihenfolge, wie ich sie erhalte, veröffentlichen. Ich bin sehr gespannt!

Nachtrag: Überblick zu den Interviews: Acht Twitterer, acht Perspektiven.