Krieger aus Kiribati

2009-07-31 17.49.11Der Anzug ist eine aufwendige Rüstung der Männer Kiribatis. Solche Anzüge wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen oder privaten Duellen getragen. Hergstellt sind diese Rüstungen aus den Fasern der Kokosnuss. Für die schwarzen Muster, die wohl Delphine und andere Meersetiere darstellen, wurde Menschenhaar eingearbeitet. Das hinter dem Kopf befestigte Schild soll vor Steinen schützen. die aus dem Hinterhalt geworfen werden. Der Bauchschutz besteht aus getrockneter Rochenhaut. Für den Helm hat man einen Igelfisch verwendet. Der Handschuh ist mit Haifischzähnen besetzt und diente als Schlagwaffe. Die Rüstung ist seit mehr als hundert Jahren im Besitz des Museums für Völkerkunde Hamburg.

Eines der schönsten und reichhaltigsten ethnologischen Museen der Welt. Ich verbinde mit diesem Museum sehr viele Kindheitserinnerungen, da ich zehn Jahre lang, bis in die Einschulung ins Gymnasiums, genau gegenüber gewohnt hatte. Bei Regen und Schlechtwetter durften wir Nachbarskinder im Museum spielen. In einem anderen Leben wäre ich gerne Völkerkundler geworden. Ich besuche noch heute öfter das Museum. Nicht nur bei hamburger Schmuddelwetter. Ihre Maskensammlung aus der Südsee und aus Afrika sind weltweit legendär. Sie besitzt eine einmalige Sammlung an historischen Einbäumen. Ein sagenumwobenes originales Maori-Männerhaus, dessen Geschichte von den Mitarbeitern des Hauses nicht gerne weitererzählt wird. Erstaunlicherweise ein beliebter Ort, um Trauungen von jungen gebildeten Hamburger zu vollziehen. Und vieles mehr, dass es zu entdecken gilt.

Das Museum für Völkerkunde ist ein wunderbarer Ort in einem historischen Gebäude an der Rothenbaumchaussee in Hamburg. Einmalige Exponate aus allen Kontinenten. Gut präsentiert. Sehr schöne Räume teilweise. Ein Ort an dem auch regelmässig Tangoabende, Lesungen, Vorträge, Wechselaustellungen und Märkte stattfinden. Besonders kundenorientiert und kinderfreundlich. Guter Service. Freier Eintritt jeden Freitag ab 16 Uhr und für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. Ich empfehle unbedingt einen Besuch.

Für mich ist das Museum für Völkerkunde immer etwas Besonderes gewesen.

Twitter-Phänomene (Teil III)

Meine Sätze in den Blogposts enthalten selten mehr als Subjekt, Prädikat, Objekt. Häufig fehlen sogar zwei Bestandteile davon. Trotzdem, in 140 Zeichen der Welt etwas zu sagen, ist nicht immer ganz leicht. Und das fast kontextfrei. Die Begrenzung bei Twitter auf das Wesentliche schärft die Sprache. Georges Simenon, sagt man, reduzierte absichtlich seinen Wortschatz und seine Sprache mehr und mehr. Bis runter auf nur noch 500 Wörter und einfache Sätze. Weltliteratur. Man muss abwägen. Twitter ist nicht beliebig. Jedes Wort, jedes Zeichen kann schon zu viel sein. Manchmal hat das getwittere schon Haiku-Qualität. Manchmal sagt auch ein einziges Wort alles. Es sind Skizzen der Befindlichkeit. Momentaufnahmen. Stichwörter. Schlagworte. Und doch sagt es alles aus, was man sagen will. Das Spiel mit den #-Code im Tweet gibt dem zusätzlich eine pikante Note. Es gibt wahre Meister dadrin. Manche Tweets sind Perlen.

Twitter ist lakonisch. Cool.

[Letzter Teil aus der Reihe: ViW – Völkerkunde im Web, Lese auch Twitter ist eine WG. Moin. und Twitter ist Crowdfeeling. Piep.]

Twitter-Phänomene (Teil II)

Bei Twitter kommt es überhaupt nicht darauf an, was man sagt. Der Inhalt der Botschaft ist vollkommen vernachlässigbar. Abgrundtief banal. Es ist vielmehr wie in einem riesigen Vogelschwarm in einem Baum, wo jeder Piepmatz unentwegt twischert und piept, um ständig mit den anderen auf akustischer Tuchfühlung zu bleiben. Das was ich anfangs immer als ständige Geräuschkulisse und Lärmpegel wahrgenommen habe, ist die eigentlíche Information und der Nutzwert. Es sind Signale. Lebenszeichen. Ich lebe. Ich nehme euch wahr. Da gibt es Futter. Links. Das hält das Twitter-Völkchen zusammen. Wie bei den Vögeln im Baum. Das ständige Anpingen der anderen. Das ist das Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein unheimlich einfaches komplexes Sensorium. Das ist Twitter.

Twitter ist Crowdfeeling. Piep.

[Aus der Reihe: ViW – Völkerkunde im Web, Lese auch Twitter ist eine WG. Moin. und Twitter ist lakonisch. Cool.]

Twitter-Phänomene (Teil I)

Dieses morgendliche einsilbige „Moin“ in der Twittergemeinde erinnert mich an eine WG. Eine Wohngemeinschaft, liebe Spätgeborene. Eine virtuelle Wohngemeinschaft. Man kennt sich, verliert kein überflüssiges Wort. „Moin“.  Man zählt die Moins durch, die Kaffees ab. Sind alle da? Fehlt jemand? Man bekommt langsam ein Gespür für den Lebensrythmus der anderen. Die Twittergemeinde erwacht zusammen, geht Kaffee trinken, einkaufen, isst zu mittag, langweilt sich am abend, guggt Fernsehen, geht auf Parties, hängt ab, besäuft sich, wandert ziellos durch die Gegend, ist nachts einsam,… Jeder an seinem Ort. Und doch zusammen.

Nur eine Stimme flötet morgens regelmässig immer „Good Morning Tweethearts, you Princes of Twitter, you Kings of the Web!!!“.  Da weiss man, dass der Tag jetzt nun wirklich anfängt. Grosses Kino. Kleine WG. 

Twitter ist eine WG. Moin.

[Aus der Reihe: ViW – Völkerkunde im Web, Lese auch Twitter ist Crowdfeeling. Piep. und Twitter ist lakonisch. Cool.]