Alles für die Gelbe Tonne?

Von meinem Balkon auf die Strasse, kann ich regelmässig einen seltsamen Vorgang beobachten.

Zunächst fährt ein Mann mit einem kleinen Lieferwagen die Tour ab und stellt die Gelben Tonnen auf die Strasse, die er aus den Kellern der Häuser geholt hat. Mit einer fröhlichen kleinen Dieselfahne fährt er einige Häuser weiter und wiederholt seine Prozedur. Irgendwann danach kommt der grosse Laster mit zwei Leuten und leert die Tonnen, die am Strassenrand stehen. Ein dritter Mann packt sie wieder zurück in den Keller. Alle 14 Tage das selbe.

Die Gelbe Tonne ist ein Rücknahmesystem für gebrauchte Verkaufsverpackungen, die mit dem grünen Punkt gekennzeichnet sind. Übrigens, Altglas und Altpapier Container für Selbstentsorger haben wir hier im Stadtteil genug. Von ihnen wird auch so rege Gebrauch gemacht, dass diese nach einer knappen Woche immer randvoll sind. Der Inhalt der Gelben Tonnen in den Kellern der Mietshäuser werden dagegen von Mitarbeitern der Entsorgungsbetriebe einzeln abgeholt und geleert.

Wenn ich all den Treibstoff, die Muskelkraft und den Kaffee, der dabei verbraucht wird, zusammenrechne und den CO2 Ausstoss berücksichtige, der unweigerlich dabei entsteht, kommt mir das Ganze um die Gelbe Tonne doch etwas absurd vor.

Einfacher wäre es, so wie bei Altglas und Altpapier, entsprechende „öffentliche Gelbe Container“ aufzustellen.

CeBIT: Inflation der Freikarten

In den letzten Wochen sind mir von unterschiedlichsten Stellen grosse Mengen an Freikarten für die CeBIT angeboten worden. Teilweise bis zu hunderten. Ich habe gehört, dass jeder Aussteller ein sehr grosses Kontingent zur Verfügung haben soll. Die Messe scheint ein ganz grosses Problem zu haben, Karten überhaupt abzusetzen. Offensichtlich hat das Interesse an ihr und die Nachfrage deutlich nachgelassen. Das stimmt nachdenklich.

In einer Welt, wo Waren und Dienstleistungen insbesondere auch in der digitalen Wirtschaft online angeboten und verkauft werden, scheint es weniger Bedarf zu geben, sich auf einem realen zentralen Markt wie der CeBIT vor Ort zu informieren. Der grösste Teil des Angebots dort erscheínt mir auch austauschbar zu sein.

Viele grosse Unternehmen haben sich mittlerweile auch vom Messerummel zurückgezogen. Manche schon seit Jahren. Nennenswerte Geschäftsabschlüsse werden schon lange nicht mehr dort gemacht. Der Markt der Eitelkeiten ist vielen Unternehmen zu ineffizient und zu teuer. Die Produkte sind auch nicht mehr haptil, ein Bild oder eine Beschreibung genügen häufig. Man muss (und kann) die Produkte und Services nicht mehr anfassen, um sie beurteilen zu können. Konsumenten und Geschäftsleute haben sich schon längst online informiert und miteinander kommuniziert. B2B und B2C. Oder beim Media Markt in der Heimatstadt. Menschen können sich überall zu jedem Thema treffen, sich informieren und möglicherweise ein Geschäft mieinander abschliessen. Zu jedem Zeitpunkt.

Die Messe und der Markt sind im Web. Weltweit und allen zugänglich. 24/7. Die CeBIT hat sich längst überholt. Unwiederbringlich. Eine Ära geht zu Ende.

Wanderer, kommst Du nach Liechtenstein…

Sind eigentlich die Zeiten härter geworden, die Fahnder besser oder die Typen abgebrühter?

Wanderer,
kommst Du nach Liechtenstein
tritt nicht daneben,
tritt mittenrein!

Gehört bei Karl Dall mit den Insterburgern, irgendwann Anfang der 70 Jahre. Schön war auch immer: „Zwei rosa Elefanten Dub dub dub dub dub dub dub dui dui dub dub zwei rosa Elefanten und ne Tüte Diamanten schenke ich zur Hochzeit dir Elisabeth“. Das Leben ist die beste Comedy. Da kommt das deutsche Trashfernsehen gegen die tagesschau gar nicht mehr an.

Der eigentliche Zweck des Microsoft-Yahoo-Deals?

Tim O’Reilly, der Pate des Web 2.0, interpretiert die geplante Verlobung von Microsoft und Yahoo auf eine für mich recht überraschende Weise. Er sieht den neuen möglichen neuen Giganten nicht als Herausforderer von Google. Er meint Microsoft könne Google auf seinem Gebiet als Suchmaschinen-Moloch und Medienriesen nicht schlagen. Microsoft würde den Kampf nicht gewinnen können.

O’Reilly sieht vielmehr das Potential im Bereich E-Mail: Microsofts unternehmensbasierte Exchange Server und seine Desktop Outlook-Clients kombiniert mit Yahoos webbasiertem Mail sei das eigentliche Potential des Deals.

Microsoft würde demnach die hausinterne Mail-Machtbasis erweitern um das webbasierte Mail. Da ist was dran. Aber würde man dafür 44,6 Milliarden Dollar ausgeben? Ich weiss nicht so recht. Google ist mit Gmail recht stark auf dem Feld geworden. Yahoo ist aber im Bereich Mail ganz deutlich um ein vielfaches stärker.

Fazit: Microsoft wird der König im Mailmarkt und überlässt Google zunächst die Dominanz auf dem Feld der Suche. Der Mailmarkt ist ganz deutlch grösser als der Suchmarkt. Smart move, Microsoft. Brilliant analysis, Tim. Jetzt macht der Preis möglicherweise Sinn.

Nachtrag für Statistiker:

2007 hatte Gmail 51 Mio User, Yahoo Mail 250 Mio und MS Hotmail 228 Mio. Microsoft würde praktisch als Monopolist den 500+ Mio User grossen welweiten Markt für webbasiertes Mail beherrschen. Gegenrechnung: Microsoft würde für eine Yahoo Mailadresse demnach knapp 180 Dollar hinblättern. Naja, bei dem Dollarverfall momentan…

Daran kann man schon die Proportionen ganz deutlich sehen. Sie sind eindeutig und untermauern die These aus dem Post.

Showdown: Microsoft versus Google

Microsoft will Yahoo schlucken – für 44,6 Milliarden Dollar. Und ergreift damit die letzte Chance mit einer Materialschlacht Google herauszufordern. Der letzte Kampf der Giganten. Godzilla gegen King Kong. Es geht um nichts geringeres als um die Weltherrschaft im digitalen Business.

Während dessen, tausende Kilometer und viele Zintillionen von Euro, Dollar und Yen entfernt, bastelt Basman an seinen kleinen Guerillaideen weiter… Bekanntlich haben die kleinen unbedeutenden Säugetiere zum Schluss die Titanen überlebt.

Update: Stunde der Analysten und Neunmalklugen

Deutschland arbeitet nur im September

Mario Sixtus hat das schon richtig erkannt und getwittert:

Kunden sind lustig: Zuerst überweisen sie nicht, weil Weihnachten im Weg ist, dann tut sich nichts wegen Karneval, demnächst ist Sommerpause

Deutschland arbeitet nur im September. Meine private Erkenntnis. Im Oktober werden in den grossen Organisationen die Haushalte und Budgets gebaut, im November ist es zu kalt und sowieso alles zu spät, weil im Dezember schon Weihnachten ist. Im Januar muss man sich vom Julklappstress erholen, die neuen Akten anlegen und schnell noch mal auf die Schneepiste. Februar ist einfach traditionell zu kurz. März, ja März, da könnte man nocvh was schaffen vielleicht, aber dann kommt Ostern, Schulferien im April und Mai. Überhaupt Mai, Pfingsten, Himmelfahrrt und Brückentage Galore! Juni. Juli. August. Ooch schön, da geniesst man die Urlaube, die man das ganze Jahr über geplant hatte. Drei Monate, wo man nicht mal die Hälfte der Leute zusammenbekommt, weil sie im Urlaub sind. Die restliche Zeit hangelt man sich von Dienstag auf Donnerstag die Woche so durch. Dann kommt aber der September. Und man steckt für 21 Tage alle seine Energie rein. Keine Ausflüchte und Ausreden möglich. Da muss man ja etwas für das Bruttosozialprodukt tun.

Du hast recht Mario. Stimmt vollkommen mit meiner Wahrnehmung überein. Der ganze Osten von Polen bis China lacht sich über uns kaputt. Die geben Gas. 24/7.

Grassroots Ventures

Mich interessiert tatsächlich eher die Grassrootsbewegung bei den Startups. Ich finde es äusserst spannend wie Ideen entstehen, sie entwickelt und verändert werden und langsam Gestalt annehmen in konkreten Vorhaben. Die Crowd ist für mich so etwas wie die Ursuppe, aus der das alles entsteht. Ich finde es extrem spannend, Ideen, Konzepte und Vorhaben ohne Vorbehalte und der Schere im Kopf entstehen und gedeihen zu lassen. Das gleiche gilt auch für die Finanzierung solcher Vorhaben. Die Mittel, ob nun monetär oder nicht, können auch aus der Crowd bereitgestellt werden. Das hat nicht direkt etwas mit Basisdemokratie zu tun, aber ist auch nicht so weit weg davon. Es hat eher etwas mit der Besinnung auf die eigenen Stärken zu tun. Und auf die Stärken von Family & Friends. Jeder der von extern (von „oben“) Kapital einlegt, will natürlich bestimmen. Das ist ein Machtspiel. Das ist pure Old Economy. Interessanter sind dagegen Kooperationspartnerschaften im Netzwerk. Die Vernetzung der Netzwerker. Gerne natürlich auch dann mit den Grossen im Fischteich. Irgendwo sind Grassroots Ventures die Guerilleros im Asphaltdschungel des Kapitalismus. Deshalb engagiere ich mich für StartupWeekend, WordCamp08 und auch Coop 500. Ich glaube, diese Art von Vorhaben können sehr viel innovativer, mächtiger und robuster werden als jeder kopfgesteuerte Grosskonzern.

Copycats der deutschen Venture Capital Szene

Es fällt schon deutlich auf, dass auf dem überschaubaren deutschen Risikokapitalmarkt die (privatgeführten) grösseren Verlagshäuser den Ton angeben. Allen voran Burda gefolgt von Holtzbrinck, Springer, aber auch Bauer und nun auch DuMont haben sogenannte Venture Unternehmen gegründet und sind mit denen auf Suche nach dem nächsten grossen Ding. Copycats der Venture Capital Szene. Goldrausch lässt grüssen. Die Kerngeschäfte der Verlage laufen schlecht. Bedrucktes Papier ist nicht gefragt.

Ergeben sich da überhaupt erkennbare Muster und Trends in den Invests dieser Verlage? Hat das thematisch irgendetwas mit dem Verlagsgeschäft noch zu tun? Oder mehr mit den Verlegern? Risikokapital, ein teures Hobby für privatisierende Vermögende? Verlagshäuser und einige wenige kleinere Privatunternehmer. Business Angels. Das ist der momentane Risikokapitalmarkt in Deutschland. Mehr nicht. Das ist armselig.

Aber warum tun sich dagegen gerade deutsche Banken, Versicherungen, institutionelle Anleger und insbesondere andere Financials so unglaublich schwer, irgendwo vergleichsweise geringe Summen in interessante Startups zu stecken? Banken sind so ziemlich das unternehmerisch Unkreativste, was man sich in Deutschland vorstellen kann. Risikoscheu. Fast paranoid. Der Tod jeden ideenreichen jungen Unternehmers oder geschweige denn eines Selbstständigen oder Freiberuflers. Basel II hat den Kapitalmarkt vollständig abgetötet. Das ist für mich das eigentlich beschämende am deutschen Ventures Markt.

Viele offene Fragen für mich. Ich habe keine Antworten. Sonst einer?