2000 Tage Rebellmarkt.

Rainer Meyer bin ich leider bisher persönlich nie begegnet. Don Alphonso, sein alter ego, die Kunstfigur, lese ich fast jeden Tag. Rebellmarkt, sein Blog ist heute 2000 Tage alt geworden. Eine stolze Zahl. Er schreibt dort seit Mittwoch, 3. Dezember 2003. Beharrlich. Über fünf Jahre. Respekt. Ich mag Don Alphonso.

Er legt den Finger in die wunden Stellen der New Economy, bei deren Protagonisten er nicht gerade besonders beliebt ist. Verständlich. Er hat aber oft recht. Manchmal liegt er aber auch krass daneben. Eine Hassliebe zwischen beiden Seiten. Gegnern, meint man. Don nennt die Dinge beim Namen. Im Ton vergreift er sich allerdings auch provokativ gerne. Er übertreibt, um auf den Punkt zu kommen. Das ist gefährlich. Das schafft Feinde.

Er erfüllt aber im digitalen Zirkus der Republik eine wichtige Rolle. Die des weissen Clowns. Er hält dem Dummen August und seinen Torheiten den Spiegel vor. Ja, er ist ein Spielverderber. Das ist keine beliebte Spielfigur. Aber eine notwendige. Der Don hat die Abgründe des Web 2.0, das AAL-Prinzip und die Zockereien der Grossmannssüchtigen aus den etablierten Unternehmen wie auch einigen Parvenues der jungen Unternehmen thematisiert und aufgedeckt. Dabei ist er oft genug auch über das Ziel hinweggeschossen. Immer gut geschützt durch seine treue Prätorianergarde, seinen Fans und Stammkommentatoren. Gelegentlich war ich mir auch nie sicher, ob er nicht selber auch gerne Teil des „grossen Spiels“ gewesen wäre. Manchmal hört man auch seine Bitterness durch. Er kennt seinen Gonzo-Journalismus des Hunter S. Thompson.

Don Alphonso schafft es wie kein zweiter, zu polarisieren und zu politisieren. Verpackt ín letzter Zeit in kulturgeschichtliche und grossbürgerliche Kontexte. Seine Texte strotzen vor vegetarischem Foodporn, klassischen Fahrzeugen, Bürgerstil-Einrichtungen und winterlichen Schlittenfahrten, um jedesmal elegant oder unvermittelt in ein und demselben Artikel die Kurve zu den aktuellen Ereignissen in der Wirtschaft des 21sten Jahrhunderts zu kratzen. Das muss man können. Da werden jetzt alle aufschreien, denen er auf die Füsse getreten ist. Auch Menschen, die ich persönlich gut kenne, ausserordentlich schätze und sehr mag.

Ich habe mit Don Alphonso gelegentlich sehr inspirierende und freundschaftliche Mails ausgetauscht und auch mal das eine oder andere Telefonat geführt. Ich habe ihn als sehr gebildeten, belesenen und sehr freundlichen und sehr höflichen Menschen erlebt. Ich teile nicht immer seine Ansichten. Vor allem häufig nicht die Wortwahl in seinen Artikeln. Das stimmt. Ich bin eine andere Generation. Aber ich empfinde ihn als eine wichtige und interessante Bereicherung.

Ausser im Rebellmarkt kann man Don Alphonso an der Blogbar und in den FAZ Blogs lesen, dessen unerreicht meist kommentierter und gelesener Blogautor er ist. Herzlichen Glückwunsch zu zweitausend Tagen Kampf gegen die Windmühlen, Don. One of the last  independents. wie auf dem Rückenschriftzug des weissen Overall von Charley Varrick, dem crop duster, in der Schlussszene des gleichnamigen Films.

8 Kommentare zu „2000 Tage Rebellmarkt.

  1. Tja, dem Glückwunsch kann ich mich nur anschließen.

    Der Rebellmarkt steht unangefochten an der Spitze, wenn es um Blogs geht, die ich gerne und manchmal auch ungewollt zeitraubend am Stück leer lese. Die Stützen der Gesellschaft schaffen den Zeitklau allerdings auch schon sehr gut.

  2. sehr schöner und gut geschriebener artikel, cem.
    der soziemlich alles abedeckt was man über don sagen sollten und kann :) danke dafür und auch danke für 2000tage rebellmarkt.

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