Macht mit.

Herr ix wettert anlässlich der Kritik an der re:publica:

das problem sind nicht nur „die da oben“, sondern dass von unten, von rechts, von links nix kommt, dass kaum einer bereit ist selbst was zu machen, selbst zu reden, selbst zu schreiben, sich hinzustellen und stellung oder prügel zu beziehen.

Recht hat er. Fast. Es gibt in Deutschland vielleicht 20 Webaktivisten, mit Unterstützern vielleicht 40-50 weitere, die sich regelmässig vor den Karren spannen und Events „von unten“ zu spannenden Themen machen. Unbezahlt. Ohne Gewinnabsichten. Sich teilweise persönlich ins finanzielle Risiko dafür begeben. Für die Communities. Wir haben in den letzten zwei Jahren eine ganze Reihe von teilweise sehr grossen oder auch spezialisierten BarCamps und ähnlichen Veranstaltungen gehabt, die mit sehr viel Arbeit und mit viel Liebe und Engagement erdacht, geplant und durchgeführt worden sind. Sie alle haben den Webplatz Deutschland weiter nach vorne gebracht. Sie alle haben national oder regional ein grosses Wir-Gefühl erzeugt. Die Leute haben sich kennen- und vertrauengelernt. Aus allen diesen Events sind neue Ideen und Vorhaben entstanden. Ohne diese Events gäbe es keine echten Web-Communities in Deutschland. Sie leben nicht nur von der virtuellen digitalen Begegnung, sondern ganz besonders auch vom persönlichen Kontakt vor Ort. Das weiss jeder, der an einer dieser Veranstaltungen teilgenommen hat. Diese Camps helfen, dass die Webgemeinschaft wächst. Das neue Web ist ein Mitmach-Web. Nicht nur im Internet. Allen bisherigen und zukünftigen Veranstaltern und Aktiven gehört an dieser Stelle mein Dank.

Ich wünschte, es gäbe mehr von diesen Leuten. Ich wünschte, es gäbe mehr, die sich an Camps vorher, während und nachher beteiligen. Ich wünschte, es gäbe mehr, die gute Ideen, Konzepte und Beiträge dafür liefern. Ich wünschte, es gäbe mehr Sponsoren, die diese Events unterstützen. Ich wünschte, es gäbe mehr Berichte in den Medien darüber. Ich wünschte, das Bewusstwein in der breiten Öffentlichkeit für Veranstaltungen „von unten“ wäre viel ausgeprägter.

Es liegt an allen. An jedem einzelnen. Ändert etwas daran. Macht mit. Spart nicht mit Kritik, aber sagt auch, was ihr anders machen wollt. Tragt selber etwas zum Gelingen bei. Packt selbst an. Übernimmt Mitverantwortung. Jeder wird gebraucht. Jeder hat ein Talent, das eingebracht werden kann. Macht mit.

Und Herr ix? Machste mit beim MBC09 Summer Camp in Köln am 4.-5. September? Als Konzeptioner, Programmgestalter, Speaker, Panelist, Location-Scout, Sponsor-Provider, Orga,…? Als Crew hinter den Kulissen oder als Staff auf der Bühne?

23 Kommentare zu „Macht mit.

  1. Würde ich schon gerne. Auch in der Nähe. Das scheitert im Moment (kann sich bis zu einem halben Jahr hinziehen) an den von der Bahn geforderten Fahrtkosten. Oder kann man/frau sich auch vom heimischen PC/Laptop beteiligen? Auch ohne große Finanzmittel?

  2. Was macht er denn? Ich bin politisch aktiv in einer Partei und das seit Jahren, ich bin in der Opensource-Community aktiv etc. pp., nebenbei kleistere ich noch zwei Weblogs voll, ach ja eine Frau habe ich ebenso und Arbeit. Bei Chris beispielsweise ist es ähnlich, natürlich nicht unbedingt Punkt für Punkt identisch – und so schaut es bei vielen aus, bei vielen der Leute im Netz, bei vielen der Kritiker.

    Ehrlich gesagt ich kann nicht gleichzeitig an obigen Stellen aktiv sein – die mir weitaus wichtiger erscheinen – und gleichzeitig meine Zeit auf derartigen Zurschaustellungen verbraten. Vielleicht hört man heraus das ich davon überhaupt nichts halte und das ist nichts persönliches – diese ganzen Web2-foo Veranstaltungen erfüllen imho keinerlei Zweck.

    Leute wie Wales, Lessig oder andere können reden, aber irgendwer muß auch tatsächlich aktiv sein. Diese „Werber“ benötigt man natürlich, aber man benötigt noch weitaus mehr Aktive. Auf diesen Veranstaltungen hört man sehr oft nach eindrucksvollen Reden „me too“ aus den Reihen der Zuhörer, in der Praxis jedoch kann man diese Leute suchen. Erfahrungswerte von einigen Opensource-Veranstaltungen, die zwar Community pur sind, aber dennoch Nachhaltigkeit missen lassen.

    Primär benötigt man Inhalte und diese sind von jedem einzelnem abhängig. Wie man diese geschickt umsetzt ist zweitrangig, heutzutage stellt es selbst für technophobe kein Problem mehr dar – vielmehr fehlt es oft an der Lust überhaupt etwas zu tun. Etwas das u.U. sogar kostenlos ist, mit dem man nicht reich und berühmt wird. Und solange eben auch dieser Unterton gerade bei re publica immer mitschwingt, solange wird man vielleicht auch die tatsächlich Aktiven aus diversen Bereichen vermissen. U.U. weil dies nicht mit deren Grundüberzeugung vereinbar ist? Mich stört die re publica nicht viel, ich schreibe nichts großartiges darüber, ich schaue daran vorbei. Aber wenn natürlich derartig naiv gefragt wird, antworte ich auch liebend gerne. Stellung kann ich beziehen, Prügel habe ich schon desöfteren eingesteckt.

  3. Ein wenig fühle ich mich an eine Zeit vor ca. 35 Jahren erinnert, als ich ca. 2 Jahre lang Redakteur einer Schülerzeitung war. In jeder der 5 oder 6 Ausgaben, die wir damals herausgebracht haben, schrieb ich einen Leitartikel, in dem ich unsere damals relativ zahlreiche Leserschaft anflehte, mitzumachen und die Schülerzeitung als Plattform zu benutzen. Hat damals keiner gemacht. Nicht „einige wenige“ sondern „gar keiner“. Deshalb steh ich auch grundsätzlich Begriffen wie „Mitmach-Web“ eher skeptisch gegenüber. Leute die einfach so „mitmachen“, sind rar gesät. Sie waren es vor 35 Jahren, sie sind es heute.

  4. Ich hoffe ich muss mich nicht schlecht fühlen, weil ich mich via Twitter über die schlechten Stühle in der Kalkscheune beklagt habe…

    Ich denke viel ist ein Klagen auf hohem Niveau.

  5. Danke Oliver, du hast es prima auf den Punkt gebracht. Die Kritiker haben keine Zeit sich zu engagieren, weil sie ja kritisieren müssen ,) Hier, dein Fleißsternchen. Weiter so!

  6. Sie alle haben den Webplatz Deutschland weiter nach vorne gebracht. Sie alle haben national oder regional ein grosses Wir-Gefühl erzeugt.

    Wenn es darum geht, wird mich nie jemand aktiv bei so einer Veranstaltung sein. Noch nicht einmal passiv.

    Abgesehen davon, dass ich so ein Bild nicht teile, erlebe ich die „20 Webaktivisten, mit Unterstützern vielleicht 40-50“ als eine recht geschlossene, homogene Gruppe, die weder in Habitus noch konkreten Handeln viel dafür tun, sich für andere zu öffnen… Ich meine nicht, dass nicht immer ein paar Wasserträger_innen benötigt werden, sondern dass viele „fame’n’glory“ gerne bei sich behalten… Vielleicht werde ich damit dieser Gruppe auch nicht gerecht. Aber wie gesagt, es ist ein (subjektiver) Eindruck.

    Außerdem gebe ich Oliver recht mit seinem Einwand, dass es auch noch andere (politische/gesellschaftliche…) Betätigungsfelder gibt, die nicht vernachlässigt werden sollten.

  7. Wenn ich mir die Kommentare hier und anderswo zu dieser Thematik durchlese, bin ich etwas demotiviert. Es scheint viele Gründe zu geben, nicht mitzumachen. Aber die Teilnehmerzahlen an den aktuellen Events und Gruppen im Web besagen, dass das Interesse besteht, daran doch teilzunehmen. Das ist in meinen Augen eine reine Konsumhaltung, nichts dagegen. Dann muss man aber auch die Rahmenbedingungen für diese Events anders anlegen. Sie müssen professionalisiert werden. Angebot und Nachfrage regeln dann alles weitere.

  8. Ich gehöre zu denjenigen, die viel Spaß daran haben barcamps und Co zu organisieren. Ohne Gewinnabsicht, mir reicht es wenn die Teilnehmer zufrieden sind.
    Mir scheint die „Zurücklehn-Mentalität“ steigt proportional zur Anzahl der Teilnehmer. Vielleicht weil man sich besser in der Menge verstecken kann? Weil jeder denkt, es sind so viele, da muss ich nichts tun? Oder ist es Angst davor ausgelacht oder via twitter oder blogeinträgen „zerrissen“ zu werden?
    Dies ist nämlich auch ein Nebeneffekt des „Mitmach-Webs“ – die Kritik kommt nichtmehr direkt vor Ort sondern wird getwittert ohne das man es selbst mitbekommt.

    Ich gebe mir passiert es auch das ich einfach keine Lust habe aktiv eine Session zu geben aber an Kommentare hinter mir auf der twitterwall / komische Fotos oder „falsche“ Zitate in blogs habe ich mich gewöhnt. Ich persönlich gehe auf die Events mittlerweile wegen den Menschen, wenn ich dabei tolle Sessions sehe ist das eher ein positiver Nebeneffekt.

    Vielleicht sollten wir eher nach einem Weg suchen es auch den Neulingen einfacher zu machen zu partizipieren? Und jeder der über zu wenig Sessions motzt ohne selbst eine zu geben sollte sich erstmal an die eigene Nase fassen.

  9. @Brian,

    ich bin ja ein recht kurzatmiger Kritiker in diesem Kontext, bringe es einmal auf den Punkt und gut ist. Nun kenne ich einige Leute die machen dieses oder jenes im Web, semi-prof. oder auch prof., und sehen aber keine Motivation darin jetzt über irgendwelche „Theorien des Web-wirkens“ zu philosophieren. Keine Zeit ist oft ein primäres Problem, kein Interesse eventuell gar ein sekundäres.

    Vieles was dort in diversen Sessions angesprochen ist per se überflüssig. Brauche ich beispielsweise eine Anleitung für Politik im Web? Muß diese adäquat umgesetzt werden? Oder bedarf es beispielsweise nicht vielmehr poitischen Interesses per se? Der Rest kommt meiner Meinung nach ganz von alleine, ebenso wie die Community. Eine solche designt man nicht, diese wächst und das funktionierte auch ohne Web 2.0 schon ganz gut. Es existieren gewiß Thematiken die auf solchen Veranstaltungen gut aufgehoben sind, aber anderes paßt dort einfach überhaupt nicht, wirkt bemüht.

    Was ist beispielsweise eine Web-Community, die einzig ob solcherlei Events existiert? Für mich ein unscharfes, bemühtes Gebilde, welches eben nur derlei Veranstaltungen dient. Wir haben und hatten schon immer große und auch großartige Communities – vielleicht nicht kommerziell verwertbar, aber dafür mit einem Plus an Community. Web 2.0 ist eine Art terminus technicus,um der Industrie die schon längst vorhandenen Strukturen des Webs schmackhaft zu machen – funktioniert nicht wirklich, dehalb brauchts Veranstaltungen mit diversen Erklärbären. O’Reilly hatte wohl gleiches im Sinn wie einst Eric Raymond, der der Industrie freie Software als Opensource präsentierte – weniger Moral und Community-foo, mehr griffige Aussagen für die Industrie.

  10. Leider muss ich mal wieder feststellen, dass fefes Kritik ins leere läuft weil „die Blogger“ geschickt ausweichen.
    Ich stelle immer wieder fest, dass einst politisch angetriebene Blogger in ihren Blogs nur noch über Twitter, Iphone und das neue Macbook oder irgendwelche Printwerbekamapagnen onanieren.
    Dabei läuft mit „uns“ wie in den 60ern mit der Beat-/Rock-Bewegung eine Unterdrückung des Kulturwandels, alte Männer mit Kugelschreibern wollen den Status Quo mit Macht erhalten.
    Dabei geht so vieles kaputt, dass mittlerweile auch die bisherige Freiheitlich Demokratische Grundordnung in ernster Gefahr ist.
    Nach dem Abmahnrisiko wurden mit 129a und b auch das Gesinnungsstrafrecht wieder eingeführt. TKÜV und Vorratsdatenspeicherung verhindern die offen ausgesprochene Meinung. Wenn ich dann das Programm so ansehe, bekomme ich einen steifen Nacken vor lauter Kopfschütteln. Aktion-Mensch und NGO in einem Satz (bitte sagt mir, dass es eine Satire war.)
    Ein Klick auf den sign-Button unter eine Petition, die der Petitionsausschuss dann nach gründlicher Prüfung abheftet, reicht nicht. Die Bionade-Bourgoisie muss endlich mit auf die Barrikaden.

  11. schön, das Du Deine temporäre Blogmüdigkeit blitzschnell weggeschlafen hast. Das offene Gespräch und die kulturelle Bereicherung, die die Bloggerei uns allen bedeutet, dieser wilde Garten eigenartiger Gewächse, ist doch, trotz beiklingender Meckerei und Miesepetrigkeit, schlichtweg, im Grunde, ein große Freude.

    Also, liebe Vorkämpfer, Flagschiffe und Alphatierchen: thx.., gut das es euch gibt…
    (schon allein des Echauffierens wegen..)

  12. @plastikstuhl: Ich beziehe natürlich solche Eindrücke auch auf mich und ich wundere mich immer über den Vorwurf, man wäre eine „geschlossene Gruppe“ und würde sich „nicht für andere öffnen“. Was genau meinst du damit? Die Frage ist nicht zynisch oder pissig, sondern ernst gemeint. Sich bspw. inhaltlich an der r:p zu beteiligen ist recht leicht und das machen ja auch viele seit Jahren. Eine Mitarbeit für 6 Monate würden wir nicht erwarten, aber wenn danach jemand fragt, wahrscheinlich auch nicht ablehnen. Möchte jemand das finanzielle Risiko mittragen oder sich um Sponsoren kümmern? Hätten wir auch nichts dagegen!

    Ich weiß nicht, an welcher Stelle irgendetwas „abgeschlossen“ wird. Na klar: Wer das Ding macht, bekommt die Mikros vors Gesicht gehalten und steht als Organisator da (was er ja auch ist), vermutlich ist es das, was du als „fame’n’glory“ bezeichnest. Ist es das, was dich stört? Und wenn ja: Inwiefern hindern wir andere daran, es gleich oder anders oder besser zu machen?

    Ich kann absolut verstehen, dass einem bestimmte Nasen (z.B. meine) auf den Wecker gehen. Ich verstehe nur nicht, warum ich mich für das, was ich aus vollster Überzeugung, mit viel Spaß und hoffentlich auch mal mit Gewinn (da habe ich gar nichts gegen) tue, entschuldigen sollte. Das tue ich beim Bloggen nicht und werde das auch bei der r:p nicht tun. Ich mache das, was ich mache, in erster Linie *für* etwas, nicht *gegen* etwas oder jemanden und ich tue das natürlich mit Leuten, die ich kenne und auf die ich mich verlassen kann, das sollte niemanden wundern, denn natürlich ist man nach Jahren der Zusammenarbeit eine „homogene Gruppe“, logisch, was denn sonst?

    Kein Problem, wenn man das alles doof findet. Aber zu behaupten, wir würden etwas „abschließen“, ist mir, bei den vielen Barcamps und anderen Events, die es gibt und bei den Preisen der r:p, unverständlich.

  13. Cem, wie schaut’s denn jetzt aus? Fliegt das Summer Camp? Ich bin zwar über den Termin nicht glücklich, aber so richtig viel Zeit ist ja auch nicht mehr – wie steht’s mit der Orga?
    lg
    sebastian

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