Das Beckstein-Register

Muss ich denn einen grünen Halbmond mit „M“ wie „Muslim“ tragen? Oder einen Stempel in meinem Perso mit „I“ wie Islam? Muss ich zur Schniedelkontrolle? Dabei bin ich nicht mal ein Konvertit. Sondern ein geborener. Man sieht’s mir nur nicht an. Muss ich denn dann trotzdem zum Check? Ob Franck Ribéry, der Mittelfeldstar von seinem Haus-, Hof- und Lieblingsverein, auch schon in seinem Register eingetragen ist? Man munkelt die Eva wird seine Pressespecherin vielleicht… Was haben wir wieder falsch gemacht, Herr Beckstein? Nicht, dass wir alle nachher dort im Register landen.

Ich werde demnächst mal einige Zeilen darüber schreiben wie ich mich als sehr gemässigter und sehr liberaler Muslim in Deutschland fühle. Ein ganz normaler Nachbar. Das schwebt mir schon seit vielen Jahren vor. Jetzt ist ein guter Moment dafür. Einige Worte vielleicht. Private. Persönliche.

Update: Morgen mit Sonnenaufgang fängt übrigens der Ramadan an, der islamische Fastenmonat. Er endet am Abend des 12.10. und im Anschluss daran das dreitägige Fest des Fastenbrechens (im türkischen das „Zuckerfest“). Eines der zwei höchsten Feste der Moslems. Das andere ist das Opferfest, in Gedenken an Abraham, der bereit war, seinen Sohn Isaak für Gott zu opfern.

9 Kommentare zu „Das Beckstein-Register

  1. Klar grüner Halbmond; der gelbe Stern hatte sich doch auch bewährt. Es ist erschreckend wie schnell unsere Politiker bereit sind wieder ganze Bevölkerungsgruppen zu diskriminieren. Ich selbst bin übrigens jüdischer Abstammung.

  2. Es ist erschreckend, Holger, wie schnell manche Geschichte vergessen. Von Menschlichkeit und Mitgefühl ganz zu schweigen. Trotzdem glaube ich, dass Deutschland in diesen Dingen sehr gefestigt ist und das der ganz grosse Teil der Bevölkerung und gerade der jungen Leute hier ein äusserst waches Auge hat.

  3. Cem du bist längst in seinem Register. Das du ein geborner Muslim bist, wirkt nur leicht strafverschärfend. Viel schlimmer ist, das du selber denkst.

  4. Jochen, bei meiner Einbürgerung habe ich 1985 als 32-jähriger mein „Register“ gesehen. Eine mächtige Akte meines bisherigen damaligen Lebens seit meiner Ankunft in Hamburg als knapp 3-jähriger. Alles war drin. Alles. Die Beamtin ist mit mir damals alle Dokumente durchgegangen. Ich bin sicher, die Akte existiert noch. Und sie wird bis an das Ende der Tage wahrscheinlich existieren. Das habe ich jeden Tag im Kopf.

  5. Wenn ich das alles so lese bin ich ja nur froh dass es hier noch nicht einmal eine Meldepflicht (Einwohnermeldeamt oder sowas gibt’s hier nicht, nur ein notorisch veraltetes und unvollstaendiges Waehlerregister) und zumindest bis jetzt auch keine Ausweise gibt.

    Und einer meiner Kollegen ist gerade nach Hause gegangen, ich glaube der schwaechelt langsam weil er ja seit heute morgen nichts gegessen hat und noch ein paar Stunden nichts bekommt. Stelle ich mir nicht gerade spassig vor so im Grossraumbuero wenn so ziemlich alle um einen rum essen und trinken.

  6. Möglicherweise wird man auf den Tragezwang irgendwelcher Abzeichen verzichten und einfach einen Bartzwang einführen; oder man muss einen Fez tragen um dann auch jedem Vorurteil zu entsprechen…

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