Xing in der Türkei

Xing wächst weiterhin stetig durch Übernahmen in Europa und hatte im Januar 2008 cember.net übernommen – das mit jetzt über 320.000 Mitgliedern größte Businessnetzwerk in der Türkei. Heute schon sind auf der Xing-Plattform rund 30.000 türkischsprachige Mitglieder registriert.

Cember.net ist eine eingeführte profitable Marke in der Türkei und ähnlich wie Xing aufgebaut. Mit einem Kaufpreis von 4,36 Millionen Euro ist Cember.net die grösste Erwerbung von Xing nach den beiden spanischen Social Networks, die es im Vorjahr erworben hatte. Beide Netzwerke hatten aber zum Zeitpunkt des Erwerbs deutlich mehr Mitglieder.

Mit diesen drei Käufen deutet sich schon die Expansionstrategie von Xing an: In Richtung Lateinamerika und in Richtung Islamische Welt und Asien. In China ist Xing schon gut präsent.

Xing-Gründer Lars Hinrichs stellte heute in Hamburg in der Xing-Zentrale der türkischen Presse in Deutschland Cember.net und seine Gründer, das Ehepaar Çağlar Erol und Nihan Erol vor. Ich durfte an dieser Pressekonferenz mit babylonischem Sprachgewirr in deutsch, türkisch und englisch teilnehmen.

Die Türkei ist mit rund 70 Millionen Einwohnern einer der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Mehr als 16 Millionen Bürger (Weltrangliste #18 in 2005) nutzen das Internet. Die digitale Wirtschaft wächst dort weit überdurchschnittlich. Die Türkei gehört zu den Top 20 in der Rangliste der Weltwirtschaften.

Derzeit baut die Türk-Telekom ein flächendeckendes DSL-Netz. Laut der neuesten Erhebung des türkischen Statistikinstituts vom 16. November 2005 besitzen 12,75% der Bevölkerung einen PC oder einen Laptop und 8,66 % der Haushalte besitzen einen Internetanschluss (2004 waren es 7,02 %) [Quelle Wikipedia]. Die aktuellen Zahlen dürften heute deutlich höher liegen.

Çağlar Erol wies daraufhin, das nicht nur der private Sektor, sondern auch der Staat in das Web investiere und es immer stärker nutze. Er sagte allerdings auch, dass die Universitäten einen zu geringen Anteil an technischen Akademikern produzierten, gemessen an der grossen Gesamtanzahl von Absolventen. Er wünschte sich auch mehr grosse und innovative Webvorhaben und mehr Risikokapitalgeber für das Land.

Lars Hinrichs betonte, für Social Networks könne die Türkei eine der wichtigsten Brücken zur islamischen und zur asiatischen Welt mit rund einer Milliarde Menschen sein. Schon heute existieren in Xing zahlreiche starke Gruppen mit kulturellem Hintergrund aus der Türkei.

Ich denke ebenfalls schon seit langem, dass die Türkei ein grosses Potential für weborientierte Dienste und Produkte bietet. Ich halte den Kauf und die Integration von Cember.net für eine kluge Investion in die Zukunft.

Es ist geplant, die technische Migration der Mitglieder von Cember.net voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres abzuschliessen, sodass Xing weiterhin nur mit einer einzigen einheitlichen Plattform arbeitet. Da die Strukturen beider Netztwerk recht ähnlich sind, Çağlar Erol hatte Cember.net nach Xing-Vorbild entwickelt, sollte die Migration deutlich einfacher durchzuführen sein als bei den früheren Übernahmen in Spanien. Nach der vollzogenen vollständigen Übernahme wird sich Erol neuen eigenen Projekten widmen.

Ich bin überzeugt, dass Xing in der Türkei rasch ein starkes Wachstum hinlegen wird. Lars Hinrichs hat schon angefangen, türkisch zu lernen. Hoş geldiniz, Lars bey!

5 Kommentare zu „Xing in der Türkei

  1. Das ist eine interessante Geschicht. Da gerade in Deutschland so viele türkische Freunde wohnen, wird wohl diese neue Möglichkeit gut ankommen. Usertechnisch ein Treffer.

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