Wachablösung: Web 2.0 Unternehmen sind erwachsen geworden

Einige zumindestens. Die erfolgreichen. Diejenigen, die die erste Startup-Phase gut überstanden haben und auf Wachstumskurs sind. Deren Geschäftsmodell sich in den Grundzügen bewährt hat, die nun skalieren und skalieren müssen. Die Web 2.0 Unternehmen, die die Anfangsinvestionen ihrer Kapitalgeber zügig wieder reinholen müssen, diejenigen die zeigen müssen, dass ihre Geschäftsmodelle auch mit deutlich höheren Nutzerzahlen und auch in anderen geografischen Gebieten und Ländern gut funktionieren. Vorallem auch diejenigen, die nun zeigen wollen, dass sie auch ausserhalb des harten Kerns der Web 2.0 Communities mit ihren Visionären und Early Adoptern ihre treuen Nutzer finden. Den Sprung finden müssen zu den grossen Märkten mit Otto und Ottilie Normalverbraucher.

Das ist ein anderes Spiel, als das Spiel, dass diese Unternehmen und Unternehmer bisher gespielt haben. In so einem Moment sind idealerweise andere Persönlichkeiten und Erfahrungen gefragt. Dieses Jahr werden in Deutschland sicher einige weitere innovative Unternehmer 2.0 der ersten Stunde die Schlüssel im operativen Geschäft an erfahrene unternehmerische Manager übergeben. Ein ganz natürlicher Vorgang in der Kunst des Loslassens.

Lars Hinrichs, der Gründer und ehemalige CEO von Xing, hat das Ende letzten Jahres als erster Unternehmer 2.0 in Deutschland vorgemacht und ist in seinen eigenen Aufsichtsrat gewechselt. Er hat für die operative Führung einen sehr erfahrenen Manager aus der digitalen Branche geholt, der diese ganzen Herausforderungen schon kannte. Lars Hinrichs hat dabei klugerweise vermieden, selber den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden zu übernehmen und ist stattdessen nur einfaches Mitglied des Aufsichtsrats. Dazu gehört eine gute Portion Selbsteinschätzung und Selbsterkenntnis und einiges an Mut des Unternehmers. Vorbild waren da die Gründer von Google, ebay, amazon, Apple und fast alle anderen grossen und globalen Webunternehmen, die heute etabliert sind. Dass ihre neuen Manager ihre eigene Handschrift haben, neuen frischen Wind und neue Impulse einbringen, ist klar und auch gewünscht. Ebenso klar ist auch, dass diejenigen Unternehmer 2.0, die diesen Sprung nicht wagen, auf lange Sicht verlieren.

Mit dem Erfolg eines Unternehmens und seinem Wachstum stellen sich automatisch ganz andere Herausforderungen als bei seinem Start. Diese Unternehmen wachsen mit zunehmender Grösse und Verantwortung immer mehr in die Richtung klassischer Wirtschaftsunternehmen. Mit zunehmender Grösse an Mitarbeitern und Nutzern treten die betriebswirtschaftlichen Aspekte immer mehr in den Vordergrund. Eine effiziente Personalführung, Organisation und Finanzwirtschaft in Aufbau und Ablauf werden immer wichtiger. Die Kunst dabei ist allerdings, die ursprüngliche Inspiration, Innovation, Kreativität, Spontanität und auch die Authenzität im Unternehmen nicht zu verlieren. Kein einfacher Balanceakt.

Einige Web 2.0 Unternehmen sind erwachsen geworden. Ihre Gründer und Unternehmer auch. Wachablösung.

15 Kommentare zu „Wachablösung: Web 2.0 Unternehmen sind erwachsen geworden

  1. Gut beobachtet. Viele Webbies wollen hingegen gar nicht erwachsen werden. Sie lieben das Spielerische, das Experiment, die laufend neue Herausforderung. So gibt es eben in der Sandkiste 2.0 Burgen, Bahnen und Tretpfade, die jetzt zunehmend von anderen genutzt und ggf. weiter für immer mehr Menschen ausgebaut werden.

    Es ist wichtig, für sich zu erkennen, ob man immer neues Spielzeug für sich (und ggf. für andere) entwerfen will oder an solider Aufbauarbeit und Nachhaltigkeit Spaß hat. Beides passt of nicht zusammen. Wer diese „Dissonanz“ für sich erkennt, hat schon viel gewonnen.

  2. „Vorbild waren da die Gründer von Google, ebay, amazon, Apple“ Bitte? Jeff Bezos von Amazon ist immer noch „Chairman, CEO & President“. Bei Apple ist Jobs nicht freiwillig gegangen, sondern wurde gefeuert, und ist inzwischen wieder alleinherrschender Diktator.

  3. Hi Cem, hast du ein oder mehrere Beispiele für Unternehmen bezgl. deines ersten Absatzes? Wobei ich Xing da jetzt nicht zuzählen würde.

  4. Sehr schöne Beitrag mit weisen Worten. Ich lese immer wieder gerne bei Dir. Doch jetzt muß ich mal was loswerden. Deine Beiträge sind schon etwas gehobener – und das ist auch gut so. Dazu passen aber so einige Rechtschrieberfehler nicht ins Bild. Das ß wurde nicht abgeschafft, auch nach neuer Rechtsschreibung kann man noch Grö!!ß!!e zeigen und au!!ß!!erdem in einer Stra!!ß!!e wohnen.
    Nur so als kleine Anregung…

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